Fachbereich Namenforschung vor dem Aus?

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User offline. Last seen 6 years 26 weeks ago. Offline
Moderator
Beigetreten: 06.12.2004
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Liebe Leser,

ich möchte, durchaus auch in persönlichem Interesse, auf einen Artikel von Prof. Udolph aufmerksam machen, der sich um das Fortbestehen des Studiengangs Onomastik in Leipzig sorgt.
Wie einige vielleicht wissen, war ich einst dort Student und es tut auch mir weh, zusehen zu müssen, wie dieser wichtige Studiengang - gerade weil er eine Nische füllt - langsam den Bach runter geht.
Proteste sind bislang erfolglos verhallt. Aber eine breitere Aufmerksamkeit kann nicht schaden!

Zitat Prof. Udolph:
Quote:Namen sind Zeugen der Geschichte. In ihnen sind Informationen verborgen, die auf keinem anderen Weg mehr gewonnen werden können. Ortsnamen geben Auskunft über frühe Siedlungszustände, über Wanderungen von Völkern, über Kontakte zwischen Sprechern von schon längst untergegangenen Völkern. [...]
Die Namenforschung beantwortet damit grundlegende historische Fragen, auf die selbst die Archäologie keine Antwort mehr geben kann.
[...]

Niemand hätte bei meinem Ausscheiden im Jahr 2008 gedacht, dass dieses blühende Fach schon wenig später würde sterben können.
[...]
[D]ie vakante Professorenstelle [wurde] für anderthalb Jahre an die Germanistik abgegeben [...]. Nun stand die Onomastik ohne Professor und Studierende da.
Was folgte, war abzusehen. Die Neuausschreibung wurde „umgewidmet“, man suchte zwar noch einen Kandidaten für „Historische Sprachwissenschaft (mit Berücksichtigung der Onomastik)“. Es folgte aber ein Zusatz, der es in sich hatte: „Erwünscht ist … eine Mitarbeit am profilbildenden Forschungsbereich ,Gehirn, Kognition und Sprache‘. [..] Auf Platz 1 der neuen Berufungsliste steht ein Professor für Kognitive Linguistik. Beiträge zur Namenforschung hat dieser nie verfasst. Der Master-Studiengang „Namenkunde/Onomastik“ wurde ausgesetzt, das Ende des Faches war und ist absehbar.

Hier geht's zum Artikel::arrow: Namenforschung vor dem Aus?

User offline. Last seen 8 years 35 weeks ago. Offline
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Vielleicht soll es keine Namenforschung mehr geben. Professor Udolph fand immer Ähnlichkeiten zu baltischen und slawischen Formen.
Hand muss Greiforgan bedeuten, aber es gibt im Germanischen kein passendes Wort (Kluges Etymologisches Wörterbuch). Im Slawischen gibt es goniti, sorbisch honic´, to hunt: Es gibt viele auffällige Ähnlichkeiten zwischen Slawisch und Englisch. Goniti heißt nicht nur treiben, jagen, sondern auch haschen, streben. Gonica, das Greiforgan = die Hand...

User offline. Last seen 1 year 29 weeks ago. Offline
Experte!Moderator
Beigetreten: 31.12.2005
Beiträge: 4600

Quote:Vielleicht soll es keine Namenforschung mehr geben. Professor Udolph fand immer Ähnlichkeiten zu baltischen und slawischen Formen.
Hand muss Greiforgan bedeuten, aber es gibt im Germanischen kein passendes Wort (Kluges Etymologisches Wörterbuch). Im Slawischen gibt es goniti, sorbisch honic´, to hunt: Es gibt viele auffällige Ähnlichkeiten zwischen Slawisch und Englisch. Goniti heißt nicht nur treiben, jagen, sondern auch haschen, streben. Gonica, das Greiforgan = die Hand...

Hallo,

Das Wort Hand kennt man bereits in älteren Sprachen: hebräisch jad= Hand. Arabisch jadun= Hand. Akkadisch kapum= Handfläche usw.. In der Gotischen-Sprache entspricht das Wort Hand=handus (die Got.Spr. war eine vom germanischen Stamm der Goten gesprochene ostgermanische Sprache (sie ist dank der sogenannten Wulfilabibel die älteste überlieferte germanische Schriftsprache).

hand (lat. manus) Etymologisches aus dem G.W.B.:

Die älteste deutsche form des wortes, im gothischen gewährt, ist handus; dieselbe hat sich am besten noch im altnordischen hönd aus handu erhalten, in dem allen niederdeutschen sprachen gemeinsamen hand, sowie in dem ahd. mhd. hant aber ihres characteristischen auslauts ganz entledigt. das wort tritt im hochdeutschen in die i-declination über und entwickelt daher im plural, in der ältern sprache auch im dat. gen. des singulars, umlaut, nicht ohne dasz jedoch von dem ältern declinationsverhältnisse spuren bis in die heutige sprache hinein bleiben, die sich in dem fehlen des umlauts an der betreffenden casusform geltend machen. der gen. sing., ahd. henti, lautete mhd. hende, woneben sich eine erstarrte, von dem nom. hant nicht unterschiedene form ausbildete, die unserer heutigen genitivform zu grunde liegt; daneben steht indes auch eine alte, dem goth. handaus verwandte, aber durch abfall des casuszeichens s und schwächung des auslauts zurückgegangene form hande, bis in die nhd. zeit hinein dauernd, und namentlich dann verwendet, wenn hand art, weise bedeutet, vgl. unten IV, 2. gleiche formen hat der dat. sing., neben hand ist hande (goth. handau) dem ältern nhd. nicht ungewöhnlich.

Namenforschung hat und soll auch in Zukunft seinen Platz in dieser Gesellschaft haben. Zumindest für die, dies sich damit beschäftigen (wollen/dürfen) od. die sich dafür inters..