18.Nov.2006

Warum Gewässernamen erforschen?

Der Nutzen der Erforschung der Gewässernamen, vor allem des alten Typs, trägt zu vielerlei Fragestellungen bei. So kann man anhand der sich im Laufe der Zeit ändernden Struktur der Namen Aussagen zur Frage nach der Ausgliederung der Einzelsprachen treffen. Dabei lässt sich sogar zu den Fragen wie haben sich die Einzelsprachen aus dem Indoeuropäischen herausgebildet (was unterscheidet das Indoeuropäische und die jeweilige Einzelsprache), wann ist dies geschehen und auch die Frage nach der Lokalisierung der sprachlichen Entwicklungen beantworten oder zumindest erhellen.
Auch Fragen nach dem Ursprungsraum ethischer Gruppen lassen sich anhand der Gewässernamen erforschen.

Ebenso spiegeln die Namen Wanderungsbewegungen wider, denn zur Zeit als die Namen vergeben wurden waren bestimmte Wörter bei der Bildung derselben in Mode. Und nur dort wo diese Modewörter vorkommen, war auch die entsprechende Sprechergemeinschaft ansässig.

Und schließlich lassen sich über das Alter der Gewässernamen Aussagen zum Mindestalter der Besiedlung eines Gebietes treffen. Einen wichtigen Beitrag leistet die Erforschung auch zur Sprachgeschichte und -entwicklung. Anhand der in den Namen enthaltenen Wörter läßt sich die jeweilige Sprachschicht (zumindest teilweise) rekonstruieren.

Die Namensforschung trägt also vielfältige und wichtige Ergebnisse für die verschiedensten Fragestellungen und Forschungsrichtungen bei.

Literaturhinweise:

  • Hans Krahe: Unsere ältesten Flussnamen, Wiesbaden 1964.
  • W. P. Schmid: Akademie-Journal 2/2001: Was Gewässernamen in Europa besagen.
  • Jürgen Udolph: 2000. Gewässernamen Deutschlands. Namenkundliche Informationen 77/78, 41-52.
  • Einführend: Isar - Iser - Isére - die alteuropäische Hydronymie, in: Gerhard Koß: Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik (= Germanistische Arbeitshefte 34), S. 1-9, 3. Auflage, Tübingen 2002.