5.Aug.2005

Slawische Ortsnamen

Das Land östlich der Elbe war bis ins 13. Jahrhundert hinein vorwiegend von Slawen besiedelt. Selbstverständlich prägten sie in dieser Zeit die dortige Namenlandschaft. Die Ortsnamen im Osten klingen einfach anders. Viele enden auf -in, -ow, -au, -itz und was vor dem Suffix kommt, hat selten Anklänge an gängigen deutschen Wortschatz.

Dennoch haben sie prinzipiell den gleichen inhaltlichen Bezug wie deutsche Ortsnamen, nämlich Raum- bzw. Personenbezug oder Eigenbezeichnung. Im Slawischen stehen ebenfalls die gleichen Bildungsweisen zur Verfügung, aber im Gegensatz zum Deutschen, wo Komposita vorherrschen, werden slawische Namen vorwiegend durch Ableitung (Derivation) gebildet.

Endungen

Typische toponymische Suffixe sind:

  • -ica/-nica/-ovica
  • -jane (für sog. Bewohnernamen, z.B Dresdjane – Dresden, "die Leute, die im Wald wohnen")
  • -(i)n
  • -ov
  • -ava
  • -nik oder
  • -sk.

Patronymischen Charakters ist -ici/-ovici und wurde v.a. verwendet, um die Siedlung nach der Zugehörigkeit der Leute zu einer Person zu benennen, als „Der Ort der Leute des ...“.
Possesivische (Besitz anzeigende) Namen hingegen enden auf –j, -in oder -ov. Als Ableitungsbasis können Appellative oder Eigennamen (Personennamen, geographische Namen) verwendet werden.

Elemente slawischer Ortsnamen

Mischnamen

Slawische Ortsnamen treten nicht nur in ihrer ursprünglich rein slawischen Form, sondern, v. a. in Ostmitteldeutschland, in sprachlichen Varianten auf. So begegnen uns eingedeutschte Namenformen (z.B. Leipzig, urspr. sorbisch Lipsko). Daneben gibt es Mischformen aus Deutsch und Slawisch: entweder
deutsches Grundwort und slawischer Personenname (z.B. Bogumilsdorf) oder
deutscher Personenname und slawisches toponymisches Suffix (z.B. Arntitz).

Im Zuge der Eindeutschung slawischer Namen wurden natürlich auch deren Suffixe verändert.
So liegt einem heutigen –ig (z.B. in Coswig) oft ein slawisches –k-Suffixe zugrunde.
Auch den Namen Stötteritz, Dönitz, Saßnitz, Wörlitz sieht man ihr slawisches Erbe auf den ersten Blick an. Die oft auftretenden Endungen -itz, -litz, -nitz und -ritz gehen häufig auf -c-Suffixe wie z.B. -ici, -ica, -ec zurück.

Hier noch einige Beispiele der bekanntesten ostdeutschen Städt - die allesamt slawischen Ursprungs sind:

  • Rostock - "roz tok" bezeichnete den Ort, an dem das Wasser auseinander fließt
  • Berlin - bezog sich auf eine sumpfige, morastige Stelle, (brl -in)
  • Chemnitz - leitet sich von "kamen -ica" her, und beschreibt den steinigen Bach (kamen - Stein)
  • Dresden - entstand aus "dreschd-jane" und beschrieb die Stelle, wo "Leute im Wald" wohnen

Egal ob slawischen oder deutschen Ursprungs, jeder Ortsname ist ein Stück Sprachgeschichte, erhalten in Urkundenbüchern und Landkarten. Und in jedem Ortsnamen steckt eine Bedeutung.
Wenn Sie also demnächst mit dem Auto unterwegs sind, und Ihnen lange vertraute Ortsschilder passieren, vielleicht fragen Sie sich ja dann, was kann das bloß bedeuten...