Leipzig
Das Gelände, auf dem der älteste Siedlungskern der Stadt Leipzig nachweisbar ist, war schon lange Zeit ein begehrter Platz. Zu suchen ist diese Stelle an der Mündung der Parthe in die Elster/Pleiße. Hier sind seit dem Neolithikum (= Jungsteinzeit, 8. bis 4. Jahrtausend vor Chr.), in der Bronzezeit (ca. 2. Jahrtausend vor Chr.), in der sog. Laténezeit sowie in der Periode germanischer Besiedlung Siedler nachweisbar.
Im 10. Jahrhundert wurde auf dem Gelände der ursprünglich slawischen Siedlung eine Burg errichtet, die aber schon im 13. Jahrhundert vernichtet wurde. Zum Burgward, der Schutz- und Lehnsfunktionen für die umliegenden Dörfer erfüllte, gehörte schon 1017 eine Kirche, die Heinrich II. dem Bistum Merseburg schenkte.
Zwischen 1156 und 1170 erfolgte die Privilegierung der Siedlung nach Halle-Magdeburgischem Recht im sog. Stadtbrief, womit eine planmäßige Stadtgründung historisch greifbar wird. Und tatsächlich lässt sich für die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts eine intensivere und planmäßigere Bebauung der Siedlung um den neu angelegten Platzmarkt, der sog. Naschmarkt (ein Markt für Lebensmittel und Kramhandel) feststellen. 1217 ließ Markgraf Dietrich die erste Stadtbefestigung Leipzigs niederreißen, auch dies übrigens ein Zeichen für den Aufschwung. Die leipziger Bürger verfolgten den Aufstieg zur Reichsstadt, was für den Markgrafen einen Machtverlust bedeutet hätte, da die Stadt so von ihm unabhängig geworden wäre. 1409 schließlich wurde die Leipziger Universität gegründet.
Urkundliche Belege / Überlieferung des Namens
Die Erstnennung der Stadt in schriftlichen Quellen findet sich 1015 in der Chronik des Thietmar von Merseburg. Dort wird die Stadt als in urbe Libzi vocatur ("in der Stadt, die Libzi genannt wird") erwähnt. Weitere Belege lauten:
1165/70 Lipz
1190/96 Lipz, Lipzk
1216 Johannes miles de Lipzc
1240 Lipzik
1292 Lipzic
1350 Lipzcik.
Es zeigt sich, dass die Belege in ihrer Form schwanken und mal im Namenausgang ein -k zeigen und mal nicht.
Namenbedeutung
Da die Siedlung in ehemalig slawischem Siedlungsgebiet liegt und wir in den älteren Sprachstufen des Deutschen keinen Anschluss an ein passendes Wort finden, ist der Name aus dem Slawischen zu erklären.
Problematisch ist, dass uns keine rein slawische Namenform mehr überliefert ist, sondern uns vielmehr nur bereits eingedeutschte Belege aus dem hohen und späten Mittelalter vorliegen. Es ist möglich, dass diese Belege bereits die Umdeutung einer älteren slawischen Namenform sind.
Dies erschwert die Ansetzung einer Grundform auf der die Deutung basiert. Wie oben gezeigt, schwanken die k-haltigen und k-losen Belege. Daher ist es möglich, zwei verschiedene Grundformen zu rekonstruieren. Diese sind entweder in der Form *Li´pc (> urslawisch *Lipъcъ) oder als *Li´pca, *Li´psko anzusetzen.
In der Forschung wurden bereits mehrere mögliche Deutungen vorgeschlagen. Unter anderem als Flussabschnittsname, wie er sich in vergleichbaren slawischen Gewässernamen findet, die alle auf eine alteuropäische Wurzel *lei- bzw. *leibh- "gießen, tröpfeln, fließen" zurück gehen.
Doch geht die in der Forschung vertretenen Meinungen weiterhin von einer Deutung aus dem Altsorbischen aus, die auf dem Wort lipa "Linde" beruht und so den "Ort, an dem Linden wachsen; Lindenbestandener Ort" bezeichnen. Diese Deutung ist insofern stimmig, als dass ein Stadtteil Leipzigs Lindenau heißt und somit die deutsche Entsprechung des Wortes lipa widerspiegelt.
Trivia
Leipzig findet sich auch als Ortsname in den USA im Staat North Dakota. Daneben findet sich Leipzig als Straßenname in Reford, Kanada und in Osorno, Chile.
Nachtrag im Sommer 2017: Ergänzend muss auf diesen Beitrag Der Ortsname Leipzig: Neue Ansätze sowie auf den Blog der deutschen Gesellschaft für Namenforschung hingewiesen werden, in dem der Name aus einer anderen Perspektive beleuchtet wird: Leipzig – die Herkunft des Namens ist rein slawisch!
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