Namensforschung oder Namenforschung?
Auf der Seite von Knud Bielefeld bin ich gerade an einem Beitrag hängengeblieben, in er der Frage nachgeht, ob es nun richtigerweise "Namensforschung" oder "Namenforschung" heißen muss, und fühle mich gefordert, auch noch ein paar Zeilen dazu beizutragen. Auch deshalb, weil er schreibt, dass man gerade "an der Universität Leipzig sehr viel Wert auf die Schreibweise ohne Fugen-s" legt. Stimmt, das kann ich so unterstreichen. Deswegen habe ich mir als junger Erstsemester auch einen Rüffel vom Prof. eingeholt.
Fugen-S, oder nicht?
Gleich vornweg, persönlich ist es mir relativ egal, wie Sie es nennen wollen: Namenkunde, Namenskunde, Namensforschung oder Namenforschung. Und ich gebe auch gerne zu, dass die Variante mit Fugen-S leichter über die Lippen geht, als die ohne - doch ein Fugen-S ist hier tatsächlich nicht korrekt.
Aber warum?
Ein Hinweis dazu findet sich im Zwiebelfisch "Bratskartoffeln und Spiegelsei", wo erklärt ist, dass Komposita mit Fugen-S historisch gesehen das Resultat einer Genitivwortfügung sind. Aus "des Königs Hof" wurde "der Königshof". Und da es bei der Namenforschung ja um die "Erforschung der Namen" (= Namenforschung, also Plural) und nicht die "Erforschung des Namens" (= Namensforschung) geht, wäre es angebracht, dass auch orthografisch kenntlich zu machen.
Wie und wann man ein Fugen-S gebrauchen kann, sollte oder muss, ist tatsächlich nicht immer einfach einzuschätzen. Das weiß auch Bastian Sick und hat es deshalb nochmal im Beitrag "Der Gebrauch des Fugen-s im Überblick" erklärt. Dort heißt es zwar zunächst, dass "Zusammensetzungen, deren erster Bestandteil auf -en endet (substantivierter Infinitiv)" ein Fugen-S verlangen, so wie "Redensart", "Schlafenszeit" oder "Sehenswürdigkeit" etwa.
Nur ist "Namen" ja aber kein substantivierter Infinitiv (nur Verben können im Infinitiv stehen, und "Namen" ist nunmal kein Verb), sondern ein Substantiv im Plural. Und demnach fällt es in die selbe Gruppe wie "Gartenparty", "Straßenmusiker" und "Rasenfläche", i.e. Komposita, "deren erster Bestandteil auf -en endet und kein substantiviertes Verb ist". Und diese haben kein Fugen-S.
Das waren nun also zwei gute Argumente, warum korrekterweise kein -S- zwischen Namen und Forschung gehört. Am einfachsten ist es wohl aber, das Ding schlicht "Onomastik" zu nennen.
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