Bestimmungswort Herke
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Sehr geehrte Damen und Herren,
ich interessiere mich für die Deutung der Orts- und Flurnamen mit dem Bestimmungswort "Herken-" (z.B. Herkenhoff, Herkendorf, Herkensteine, Erkenrath). Diese Namen wurden bisher mit einer angeblichen germanischen Gottheit namens Herke/Erke zusammengebracht, was mir jedoch etwas weit hergeholt zu sein scheint (Gerade auch deshalb, weil eine Göttin Herke oder Erke in der germanischen Mythologie gar nicht vorkommt. Lediglich ein englischer Ackerseegen aus dem 10. Jh. nennt eine Erdgöttin "Erce"). Als variable Formen kommt auch Harke in betracht (1540 Schulte Harkenhoff). Vielleicht hat jemand von Ihnen einen weiterführenden Hinweis.
Vielen Dank im Vorraus.
Der Bezug zu Erkrath ist relativ weit hergeholt, zumal der Name Herkenhoff aus dem Osnabrücker Raum stammt. Ein Ortsbezug ist also eher unwahrscheinlich. Vielleicht stammt jedoch Herken von der selben Bedeutungsgebung wie Erk ab... Auch der Name Herken stammt aus dem norddeutschen, ebenso wie Herkensen etc.
Kaiser wrote:Sehr geehrte Damen und Herren,
ich interessiere mich für die Deutung der Orts- und Flurnamen mit dem Bestimmungswort "Herken-" (z.B. Herkenhoff, Herkendorf, Herkensteine, Erkenrath). Diese Namen wurden bisher mit einer angeblichen germanischen Gottheit namens Herke/Erke zusammengebracht, was mir jedoch etwas weit hergeholt zu sein scheint (Gerade auch deshalb, weil eine Göttin Herke oder Erke in der germanischen Mythologie gar nicht vorkommt. Lediglich ein englischer Ackerseegen aus dem 10. Jh. nennt eine Erdgöttin "Erce"). Als variable Formen kommt auch Harke in betracht (1540 Schulte Harkenhoff). Vielleicht hat jemand von Ihnen einen weiterführenden Hinweis.
Vielen Dank im Vorraus.
Hallo,
Gotisch Erca=ERDE.
Bei Herkenhoff (Hof: nnd. =hoff) z.B. verhält es sich wirklich so. Der Hof des Herken.
Jedoch ich denke nicht, dass sich Herke(n) pauschal bestimmen/ableiten lässt.
Der alte Rufname(n) Hark, Herke, Herken, Harken, Harkje, Harksen, Harcks usw. Ursp. Herk (Herco) =Hero. Gehörend zu Rufnamen mit "her". od. "har" gebildet. (Harco Udinga fries. Häupling 1294)
herk, hark= ein "Morrwort". Ndd. Harke= obd. Rechen.
Im mittelniedd. W.B. findet man: (Kopie) harke, herke, f. Hacke (Rechen). harker, der die Hahne auf dem Felde xusammenharkt.
Kopie G.W.B:
HARKE, f.,HARKE,HARKEN, m.
1) rastrum, rastellus, ein auf den norden Deutschlands beschränktes wort, im süden und dem westlichen Mitteldeutschland durch rechen ersetzt; verwandt erscheint engl. harrow, dän. harv egge. tractula harke DIEFENB. 591a; niederrhein. arpica herck 208c; STIELER 1570 verzeichnet die hark rastrum, ebenso STEINBACH 1, 700 die harke; jeder blieb mit seiner harke, oder was er sonst in der hand hatte, stehen. MILLER Siegwart 1, 42; auch niederdeutsch die harke fem. DÄHNERT 176b, de hark SCHÜTZE 2, 104, wonach franz. herque râteau de fer (LITTRÉ 1, 2015a) entlehnt ist;
hinten im dörflichen prunk ein unabsehbarer aufzug,
schlagend die sens und die harke zum kräftigen marsche der bläser.
VOSS Idyll. 4, 148;
drum, liebe wolke, lass
in ruh ihr falbes gras
mit harken in den händen
die flinken mägdlein wenden.
17, 88;
Bd. 10, Sp. 479
während GÖTHE nach düringischer weise der harken braucht:
hab genug getragen den weiszen harken.
11, 117.
Sprichwörtlich ich werde dir zeigen was eine harke ist, spöttisch, werde dir eine an sich einfache sache klar machen; dem entspricht in Holstein he kennt de hark nig, von einem der sich im vaterlande fremd zu sein geberdet. SCHÜTZE 2, 104 knüpft diese redensart an die erzählung von einem in der fremde gewesenen bauerssohn an, der das so oft gebrauchte instrument nicht eher wieder erkannte, als bis es ihm gegen die nase schlug.
2) harke in den hüttenwerken ein harkenähnliches werkzeug, zum hereinziehen der kohlen in das schienfasz. JACOBSSON 2, 219b; an der elektrisiermaschine ein ebenso geformter theil des conductors. 6, 37b; in den spielbanken ein gerät, womit der einsatz der spieler eingezogen wird.
HARKEN, verb.
1) mit dem harken arbeiten, mnd. herken: bidens ein ding dar man mede herket. DIEFENB. 73b;
auch viel kräftiger tönt im geschwirr arbeitender sensen
muthiger männer gesang mit dem einklang harkender mägdlein.
VOSS Idyll. 17, 42.
transitiv einen weg harken, durch harken bearbeiten, glätten; des mannes sât, die he mit sîme plûge wirkt, die is verdênet, als die egede dar over gât, unde die garde (der garten), als he geseit unde geharket is. Sachsensp. 2, 58, 2; aber auch heu harken, durch harken zusammenraffen:
die mägdlein, dalderaldei!
sie harken blumen und heu!
VOSS lieder, heureigen;
sie harken doch
meist hedrich, tresp und brand.
Idyll. 5, 176.
übertragen einen harken, einem unsanft zusetzen, wie es sonst heiszt einen bürsten, kämmen, den kopf waschen u. ähnl.; sind die letzteren beispiele von der thätigkeit des baders hergenommen, so unseres vom gärtner: ja hett ich sie (meine tochter) nicht so mit aller macht zurecht geharkt, ich hette mir flugs wollen lassen die nase abschneiden, wenn was draus worden wehre. SCHOCH stud. leb. D iij; recht kräftig auch den magen zurecht harken: nun kan ichs der tebelhohlmer nicht sagen, was der frembde vor wesens und aufschneidens von dem mastixwasser machte, .. wie es den magen einem so brav zu rechte wieder harken könte. Schelmuffsky 2, 61.
2) mundartlich niederdeutsches harken sich räuspern (DÄHNERT, SCHÜTZE) ist lautmalend und steht daher vom vorigen harken völlig ab.
Hi,
ohne ältere Belege ist leider alles nur Spekulation.
Immerhin hab ich zum Vergleich den Namen Erkrath anzubieten, eine Stadt bei Düsseldorf.
Die hat ihren Namen einer Rodung (-rod, rath) zu verdanken und einem Personennamen, Everik (ndd., entspricht Eberich).
LG