Name Dischereit
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Hallo, Picon (Armin) hat eine Frage zum Geburtsnamen seiner Mutter:
Dischereit in vielen variablen Schreibweisen: Diszerat, Diszerate, Diszeratis, Dischereit, Discherait, Diczeratis, Diszeratze; der Name stammt nach meiner bisherigen Verfolgung aus Ostpreußen.
Die erste Vermutung wies (wegen der Endung) auf einen Litauischen Namen, ich denke aber dass dies keinen Bestand hat. Der Discher ist wohl eher ein deutscher Namensteil (Tischer, Discher = Tischler). Aber: woher stammt der Name wohl ursprünglich (oder ist er wie der Müller ein "Allerweltsname" (wie mein Name Nickel auch), den man nicht eindeutig nachverfolgen kann?
Hallo,
ich spring mal für Lutz ein.
2 Beispiele: Hans Discher im Dorf Texlen unter "Litthauer und Pohlnische", Discheratis in Gr. Wersmenincken unter "Litthauer".
Zur Bedeutung:
Schleicher meint "diszere" = Tischler.
Vanagas meint eigentlich gar nichts, und wenn das der Fall ist, vermutet er was Deutsches, in diesem Fall eine Kurzform von Matthias. Und wenn es in diese Richtung geht, dann liegt es nahe, dass er mit seinem Latein am Ende ist, weil es sich dann oft um einen kurischen Namen handelt.
Kwauka/ Pietsch haben nehrungs-kurisch "dižs". Das bedeutet groß, riesig, gewaltig. Lettisch "dižs" bedeutet groß, gewaltig, herrlich, vornehm.
Beate
Ach so, fast hätte ich Nickel vergessen. Der kommt auch im nördlichen Ostpreußen vor und kann eine Form von Nikolaus sein. Er kann sich aber auch von prußisch "nikis" ableiten, was klein bzw. verschwindend bedeutet. Das kann sich auf die Körpergröße bezogen haben, eher jedoch auf die Besitztumsverhältnisse.
Diszer-ate ist übrigens die Form für eine unverheiratete Frau im Kreis Memel. Im Kreis Ruß würde sie Diszer-ikke heißen.
Hallo, Lutz Szemkus und Beate,
vielen Dank für Ihre/Eure Ausführungen :clap: ;
so in etwa bin ich ja da wo ich schon vorher mit meinen "Kenntnissen" war:
kann deutsch sein, kann litauisch sein, kann auch nicht sein (was auch nicht weiter "schlimm" ist). Bei meiner Ahnenforschung werde ich ohnehin nicht mehr viel weiter kommen, weil mir da wichtige Anknüpfungspunkte fehlen.
Nochmal zum Namen Nickel/Beate: ich hatte nicht angegeben dass "meine" Nickels aus dem Hessenland stammen (sie könnten natürlich trotzdem dann nach Ostpreußen gekommen sein); deren Namen kommt ziemlich sicher vom Vornamen Nickel, und der wohl wieder vom "Heiligen" (Bischof) Nikolaus.
Danke nochmal!
Eine andere Hilfe könnten Vornamen sein. Die sind häufig bis Anfang des 19. Jahrhunderts noch litauisch, oder litauisierte deutsche Namen, z.B. Ansas (Hans) oder Pritzkus (Friedrich)..
In diesem Dorf (Gr. Wersmenincken, 1736)z.B. sind alle Litauer.
George Discheratis
Dotzies Broszait
Pritzkus Pietinnis
Willus Skribelaitis
Crisas Peteratis
Dotzies Schuckus
Pritzk. Szerwatis
Alb. Schneideratis
Pritzkus Schattatis
Christ. Gaidies
Mathes Broszait
Lutz Szemkus
Das könnte schon eher wieder auf Litauer hinweisen:
Kristups Discheryte
1778 Broedlaucken
Urte Discheryte Merczus Kadaratis
Maria Elisabeth Woratys
Mikkelis Woratys Christina Schattatis (Schattyte)
Ansas Woratis Urte Skwernatis
oder?
Hallo,
das Verflixte in dieser Gegend ist, dass sie prußisch, kurisch, lettisch, szemaitisch oder litauisch sein können, alles Balten. Es gibt aber auch baltisierte deutsche Namen.
Ich tendiere eher bei Discher zu einer kurisch-lettischen Herkunft.
Den Hinweis mit Hessen verstehe ich nicht.
"Das könnte schon eher wieder auf Litauer hinweisen:"
Kann, aber es können auch alle oben genannten Balten sein. Kristups muss unehelich geboren sein, was erstaunlich häufig vorkam. Denn Discher-yte ist die Endung für eine unverheiratete Frau, Tocher eines Discherus.
Kristups Discheryte
1778 Broedlaucken
Urte Discheryte Merczus Kadaratis
Merszus Kadaratis ist der Enkel von Kadaris/ Kadarus/ Kadarius.
Die nächsten Namen sind schon standesamtlich festgeschrieben, weil sie die männliche Endung haben statt Woratiene, Schattatiene, Skwernatiene zu heißen. Müssen also nach 1874 sein.
Maria Elisabeth Woratys
Mikkelis Woratys Christina Schattatis (Schattyte)
Ansas Woratis Urte Skwernatis
Klick mal bitte unten auf den Link zum Ortsfamilienbuch Memelland.
Beate
Hallo zusammen,
Discher-eit
Discher:
niederdeutsche Form von Tischer.
Tischer:
Berufsname; mit dem Suffix -er gebildete ältere Form von Tischler.
Tischler:
Berufsname für den Holzhandwerker,
-eit:
patronymische Endung, verkürzte Form des litauischen Suffixes -aitis. Ursprünglich in Ostpreußen verbreitete Familiennamen wie Adomeit, Schneidereit sind als »Sohn/Nachkomme des Adam bzw. des Schneiders« zu verstehen.
Viele Grüße, Udo
Hallo,
die Vornamen, die Lutz herausgesucht hat, weisen eigentlich alle bis auf George auf evangelische Leute, denn die gaben Vornamen aus dem alten Testament bzw. "moderne" deutsche Vornamen, während Katholiken Heiligennamen gaben.
Hallo Udo,
schön dich hier zu treffen. Nur -eit = verkürzte Form von -aitis steht zwar in deutschen Namenbüchern, stimmt aber leider nicht.
-eit oder -ait oder -at = Sohn von
-eitis oder -aitis oder -atis = Enkel von
Grob gesagt weist die Schreibweise mit ei nach Ostpreußen, die mit ai nach Litauen, die mit a nach Preußisch-Litauen (Gebiet zwischen den Flüssen Pregel und Memel).
Beate
Hallo Beate,
ok wieder was gelernt! dann lassen wir den Enkel von (-aitis) mal weg.
-eit = Sohn von
patronymische Endung. Ursprünglich in Ostpreußen verbreitete Familiennamen wie Adomeit, Schneidereit sind als »Sohn/Nachkomme des Adam bzw. des Schneiders« zu verstehen.
Viele Grüße, Udo
Hallo zusammen,
ich wusste schon vorher dass die Fragen nicht "einfach" zu beantworten sind!
Etwas mehr Klarheit kommt allerdings.
Beate - Zusammenhang mit Hessen: bezieht sich auf den Namen "NICKEL" - ich hatte den ursprünglich nur als Beispiel für einen "häufigen" Namen gebracht (deren Träger dann oft auch nicht miteinander verwandt sind), nicht im Zusammenhang mit Ostpreußen. Meine NICKELS sind aus dem Bereich Dillenburg und dann nach Nordrhein-Westfalen gekommen (Gegend Wuppertal-Hagen.) Was bei der häufigen Wanderung der Hessen nicht ausschließt dass einige "meiner" NICKELS nach Ostpreußen gegangen sind (wie übrigens auch GASENZERs aus der Schweiz).
Armin
Doch, der Name könnte litauisch sein : "Di`´SERE", gesprochen DISCHERE ist im ostpreußischen Litauisch "der Tischler" und natürlich Lehnwort aus dem Deutschen. In Kenkels Kölmerliste von 1736 stehen DISCHER, DISCHERATIS etc als "Litauer". Der endgültige Beweis ist das aber nicht, denn auch Deutsche werden manchmals als "Litauer" geführt. Habe gerade keine Zeit, dazu: man müßte in Kenkels Liste die Namen suchen, die dort dorfweise gelistet sind. Wenn es "reine" Litauerdörfer sind, dann könnte auch ein DISCHER Litauer sein.
Lutz Szemkus