12.Mär.2005

3. Queensland

Europäer gab es 1820 in der zukünftigen Kolonie Queensland nur an der Mündung des Brisbane River, wo eine Gefangenenkolonie bestand. Zwischen 1825 und 1840 hielten sich dort nicht mehr als 1.000 Menschen auf.

Zwar begannen in den 1820-ern erste kleine Expeditionen das Landesinnere zu erkunden,[86] aber die Moreton-Bay-Kolonie stagnierte in ihrer Entwicklung. Für freie Besiedlung war das Gebiet ohnehin nicht verfügbar. 1840 gelang es aber einigen Squattern von Süden kommend, bis in die Darling Downs vorzudringen. Das reiche Weideland, das sie dort vorfanden, animierte weitere zum Nachkommen. Und die kamen so rasch, dass das Verbot freier Besiedlung im Moreton-Bay-Distrikt nicht lange standhalten konnte. Es wurde 1842 gelöst. Für die Squatter war Zugang zum dortigen Hafen essentiell. Sie mussten ihre Erzeugnisse verschiffen. So gab es 1843 zwar keine Siedlungen außerhalb von Brisbane und außerhalb der Darling Downs, in letzterem Distrikt lebten aber bereits 400 Einwohner auf 26 Stationen. Der Zustrom von Süden hielt an.[87]

Bald hatte sich auch Ludwig Leichhardt einen Namen gemacht. 1844 begann er eine Expedition von Moreton Bay nach Port Essington, quer durch das spätere Queenslands, ins nördliche Northern Territory. In seinem Bericht preist er das Potential des Landes für Viehhaltung. Die Squatter folgten seinen Spuren oder fanden eigene Wege nach Norden. Inzwischen konnten Sträflinge nicht mehr von privaten Arbeitgebern angestellt werden. Die verfügbaren Arbeitskräfte konnten die Nachfrage in den nördlichen Gebieten New South Wales nicht decken. Löhne waren hoch. So dauerte es nicht lange, und die ersten Immigrantenschiffe brachten Neuankömmlinge direkt in die Moreton Bay.

1851 wurden in der späteren Kolonie bereits 8.375 Personen gezählt. Warwick, Ipswich und Maryborough hatten je einige hundert Einwohner, Brisbane inzwischen 1.800.[88] Und die Squatter drangen weiter vor. Als die Kolonie Queensland 1859 formiert wurde, waren von ihrer Grenze im Süden bis zum Township Rockhampton und bis zu 400 km landeinwärts Viehhalter ansässig. Dazu gab es 3.5 Millionen Schafe, 500.000 Rinder und 24.000 Pferde.[89]

Karte der Besiedlung von Queensland, Australien
Abbildung 5: Die Ausbreitung der Weidedistrikte in Queensland. Vereinfachte Darstellung nach einer Beilage zum Runindex 1880 im Dept. of Natural Resources and Mines, basierend auf Queensland und New South Wales Government Gazettes.

Jetzt erreichte die Einwanderung in die Kolonie neue Dimensionen. Einer der ersten Schritte der Regierung war die Einführung eines Programms subventionierter Einwanderung, während diese Form der Unterstützung in den anderen Kolonien keinen Bestand mehr hatte. Verschiedene Formen der „assisted migration“ entlasteten Auswanderwillige finanziell. Wer selbst für die Kosten der Reise aufkam, erhielt eine Land Order im Wert von 18£ (damit konnten mehr als sieben Hektar Land erworben werden) und eine weitere über 12£ nach zwei Jahren in Queensland.[90] Einwanderer konnten diese Land Order an denjenigen abtreten, der die Kosten ihrer Reise trug und somit kostenfrei überfahren. Das wirkte. Dazu hielten Einwanderungsagenten in der alten Welt gezielt Ausschau nach auswanderwilligen jungen unverheirateten Männern mit „rural background“ – Queensland brauchte Arbeitskräfte. Die Wirtschaft boomte, v.a. Bergbau und Weidewirtschaft. Allein zwischen 1864-66 kamen fast 40.000 direkt in die Kolonie.

Ab den 1870-ern wurde dazu mehr Wert auf kleinere landwirtschaftliche Betriebe gelegt. Die Regierung räumte die Möglichkeit ein, kleine Landparzellen zu erwerben und über mehrere Jahre abzuzahlen. Die Bedingungen waren nun auch für Kleinbauern ideal. Vor allem aber dank des ausgereiften Unterstützungskonzeptes zog Queensland mehr Einwanderer an, als jede andere Kolonie Australiens und war schnell als „immigration colony“ bekannt. Bis 1890 strömten 245.000 dorthin. Davon kamen zwar 86% von den Britischen Inseln, unter den restlichen 14% bildeten die Deutschen aber das Kernstück.[91]