12.Mär.2005

3.2 Die deutschen Namen

3.2.1 Vorgehen

Während für die anderen Staaten nur Sekundärquellen herangezogen werden konnten, bestand die Möglichkeit, deutsche Ortsnamen in Queensland auch anhand von Orts- und Schulchroniken, Post- und Regierungsverzeichnissen und anderen Primärquellen aufzufinden.

Aus Tausenden Namen in amtlichen Verzeichnissen und Gazetteers galt es diejenigen herauszufiltern, bei denen eine deutsche Herkunft wahrscheinlich schien. Dabei waren Umlaute, Diphthonge, und Doppelkonsonanten in fürs Englische ungewohnter Kombination wichtige Hinweise, ebenso <h> zur Dehnung, <sch> oder <tz>.

Um näher untersucht zu werden, durfte der Name offensichtlich nicht einer der Aboriginensprachen entstammen und eine Erklärung aus dem Englischen nicht naheliegend sein. Die Lage eines Ortes in einem Gebiet, das nachweislich hohe deutsche Einwanderung erfuhr, war ein weiteres Achtungszeichen. Auch noch vorgefundene deutsche Familiennamen in einer Siedlung konnten die bestehende Vermutung, es handelt sich um einen deutschen Namen, nur unterstützen.

Die Suche wurde in der Erwartung begonnen, dass viele der deutschen Ortsnamen Queenslands inzwischen umbenannt wurden. Daher waren ältere Quellen zu konsultieren. Ortsnamen wurden „Balliere's Queensland Gazetteer“ von 1876 entnommen, auch Well’s “A Geographical Dictionary or Gazetteer of the Australian Colonies” von 1848 wurde ausgewertet. Diese waren jedoch wenig ergiebig. Spätere Postverzeichnisse schienen gut geeignet zu sein, weil sie in gesonderten Registern alle eingetragenen Personen sowie Orte mit ihren Einwohnern alphabetisch auflisten. Besonders hohe deutsche Bevölkerung in einem Ort fällt sofort auf. Zum Ende des 19. Jahrhundert hin wird man darin fündig. Viele Siedlungen waren aber noch zu klein um selbstständig aufgenommen zu sein, doch sie konnten bereits eigene Poststellen haben. Um diese aufzufinden, war Joan Frew’s „Queensland Post Offices 1842-1980 and Receiving Offices 1869 – 1927“ nützlich. Sie wertete zeitgenössische Quellen aus und schuf eine Zusammenstellung der Poststationen Queenslands.Für heute bestehende Ortsnamen war die Suche in Quellen des Department of Mapping and Surveying lohnend. Aus dem „Queensland Parish Directory“, einem Verzeichnis der 5317 Gemeinden des Staates, wurden einige Namen als potentiell deutsch extrahiert, ebenso aus dem „Queensland Town Map Directory“. Am wertvollsten waren aber die Informationen (Ort, Lage und, soweit bekannt, knappe Erläuterungen zur Entstehung des Namens), die eine vom Department of Natural Resources and Mines betreute Datenbank beinhaltet. Sie umfasst 40.536 Einträge.

Weitere Ortsnamen wurden auf aktuellen Karten gefunden.

Wenn die Vermutung bestand, ein Ortsname gehe auf einen Familiennamen zurück, wurde nach dem Namenträger gesucht. Um die aufgestellten Kriterien für deutsche Ortsnamen zu erfüllen, musste es zumindest als sehr wahrscheinlich erscheinen, die Person, die dem Toponym Motiv bot, war deutscher Herkunft. Die Arbeit von E.& R. Kopittke erleichterte dieses Vorhaben erheblich. Die Autoren zeichnen für ein mehrbändiges Verzeichnis verantwortlich, das alle Immigranten nach Australien erfasst, die Deutschland über den Hamburger Hafen verließen. Seit den 1850-ern war das die große Mehrheit. Zur Verfügung standen die Verzeichnisse der Jahre 1850 bis 1873, 1875 und 1876. Personen wurden auch im „Index to Assisted Immigrants“ nach Queensland bzw. Moreton Bay zwischen 1848 und 1899 gesucht. Einwanderer, die in anderen Teilen Australiens landeten, sind aber auch darin nicht erfasst. Einige Personennamen wurden in genealogischen Verzeichnissen gefunden.
Aufgenommen wurden amtliche Ortsnamen, die Ortsnamen im Sinne des Place Names Act sind, oder die heute Ortsnamen in diesem Sinne wären, also Namen von Siedlungen, Localities und Städten, Bergen, Gewässern, Stellen und administrativen Räumen, Parishes und Counties. Außer Acht gelassen wurden Strassennamen, Runnamen und Namen für Häuser und Höfe, obwohl auch diese lohnende Forschungsgebiete wären.

3.2.2 Localities, Orte, Städte

Ländliche Gemeinden gibt es in Queensland zahlreich. Entstanden sind sie oft erst ab den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts, als Farmland auch in kleineren Parzellen verfügbar wurde und von Siedlern unter bestimmten Auflagen erworben werden konnte. Oft handelt es sich bei diesen Siedlungen um lose Ansammlungen weit auseinanderstehender Häuser mit umliegendem Farmland. Einen Ortskern gibt es häufig nicht. Manchmal ist der Übergang von einem solchen Ort in einen benachbarten fließend. „Dorf“ ist demnach auch nicht der passende Begriff, sie werden „Localities“ genannt. Zu Verwaltungszwecken sind sie voneinander klar abgegrenzt. Mit ihrer Abgrenzung und Erfassung in dieser Form wurde in Queensland erst innerhalb der letzten 30 Jahre begonnen. Die Arbeit daran ist noch nicht abgeschlossen.

Die Notwendigkeit der Benennung kam für diese Siedlungen spätestens mit der Einrichtung einer Schule, Bahnstation oder Post auf. Deren Namen entsprachen für gewöhnlich den Namen der Siedlungen, obwohl sie zunächst nicht notwendigerweise in amtliche Verzeichnisse aufgenommen wurden. Wenn eine solche Locality über nennenswerte Infrastruktur und Bevölkerung verfügt, erscheint sie im amtlichen Gazetteer als „urban“ oder „bevölkert“, und hier als „Ort“.

Städte sind nicht notwendigerweise größer oder haben mehr Einwohner als Localities und können genauso ländlich erscheinen, wurden aber irgendwann zur Stadt erklärt. Das konnte bereits geschehen, als sich nur „ein oder zwei Holzhütten“[105] in der Umgebung befanden, aber es von offizieller Seite sinnvoll erschien, diese Stelle als Stadt zu vermessen und auszubauen. Stellen für die Errichtung von Städten wurden aus strategischen oder ökonomischen Gesichtspunkten ausgewählt, oder bereits länger bestehende Siedlungen an zentralen Punkten, manchmal auch auf Privatbesitz, wurden vermessen, zur Stadt erklärt und in den Gazetteer aufgenommen.

Im Gazetteer als „Suburb“, Stadtteil, gelistete Einträge, sind Localities ähnlich. Sie sind ebenfalls abgegrenzt und von vergleichbarer Fläche.

3.2. Aufbau der Einträge

Die nachfolgenden Einträge zeigen in alphabetischer Reihenfolge die deutschen Ortsnamen Queenslands in einer ersten belegten Schreibweise, die sie als solche auszeichnen. Andere, frühere Namen können bestanden haben.
Unter dem Ortsnamen ist angegeben, was benannt ist.
Ist eine Jahreszahl angegeben, zeigt sie an, wann der Name für den Ort selbst oder für eine dort befindliche Post- oder Bahnstation ein erstes Mal belegt ist. In vielen Fällen ist dabei wahrscheinlich, in einigen auch bezeugt, dass der Name schon vorher lokal in Gebrauch war. Im Falle von Namen administrativer Räume geben die Daten einen ersten feststellbaren Gebrauch in dieser Funktion wieder. Wenn sie von Runnamen abgeleitet sind, bestanden sie als Namen für diese bereits lange zuvor.
Wenn die ursprüngliche Form nicht dem heutigen Ortsnamen entspricht, ist dieser darunter angezeigt.