12.Mär.2005

5 Schlussbetrachtungen

Jeder Ortsname ist ein Stück Geschichte. Er kann Aufschluss über das Land, seine Bewohner oder deren Herkunft geben. Das gilt auch für die deutschen Ortsnamen in Australien. Sie sind in erster Linie Zeugnis der Einwanderung Deutscher im 19. Jahrhundert. Ortsnamen, die sie mit ihrer einstigen Heimat verbanden, ließen sie in der Fremde weiterleben. Menschen, die die beschwerliche Reise in eine ungewisse Zukunft ohne die Chance auf Wiederkehr wagten, fanden sich in der Toponymie verewigt.

In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass es zahlreiche deutsche Ortsnamen auf dem australischen Kontinent gab und noch gibt. Es konnte an Beispielen dargestellt werden, wie sie dorthin gelangten, wie sie sich einfügten, und warum sie heute teilweise verschwunden sind.

Seit der „Entdeckung“ des Kontinents durch die Europäer entstand in Australien eine reichhaltige Namenwelt, die Elemente vieler Sprachen vereint. Die deutschen Namen sind dabei nur ein kleiner Teil, der, nichtsdestotrotz, den Anteil der deutschen Siedler am Aufbau des Australischen Staatenbundes würdigt. Die Deutsche waren von Anbeginn involviert, zunächst nur vereinzelt. Erst als zur Mitte des 19. Jahrhunderts die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen ihre Einwanderung in die östlichen Kolonien zu Tausenden ermöglichten, entstanden dort deutsche Ortsnamen reihenweise. Der Beginn einer Masseneinwanderung von Briten lag nur wenige Jahre zurück. Viele Örtlichkeiten und neu heranwachsende Siedlungen brauchten Namen. Wo Deutsche in Gruppen lebten, oder wo sich Einzelne durch besondere Leistungen hervorhoben, konnten deutsche Ortsnamen entstehen. So ist das Auftreten der vielen deutschen Ortsnamen eine direkte Folge der Masseneinwanderung Deutscher im 19. Jahrhundert.

Das gilt aber nicht für alle. Einige Toponyme sind das Ergebnis bestehender Bindungen zwischen dem Britischen Königreich und Deutschland. Diese Namen entstanden meist mit nach Australien gekommenen Briten. So deutet nicht jeder Ortsname, der deutsch aussieht, tatsächlich auf deutsche Einwanderer hin.

Auf der Suche nach deutschen Spuren in der australischen Namenwelt lohnt es sich überall zu schauen. Dort, wo viele Einwanderer lebten, sind sie zu erwarten; doch auch dort wo man sie nicht erwartet, kann es Toponyme mit deutschen Ursprüngen geben. Selbst im unwirtlichen roten Zentrum des Kontinents gab es sie.

In Victoria, New South Wales und auch Tasmanien sollten weitaus mehr deutsche Namen vorzufinden sein, als hier angeführt werden konnten. In die beide Erstgenannten wanderten mehrere Tausend Deutsche ein.

Dass deutsche Spuren auch in Strassen- und Hausnamen zu finden sind, soll hier nur kurz angedeutet werden. In Queensland fielen sie mir auf. Dort wo Deutsche wohnten, bei Pimpama oder in Nundah etwa, sind Straßennamen, die auf ansässige Familien mit deutschen Namen hindeuten keine Seltenheit. Auch sie wären ein lohnendes Forschungsthema. Teilweise kam es im Ersten Weltkrieg auch zur Umbenennung solcher Straßen. Die Umbenennungswelle machte bei Ortsnamen nicht halt.
Sie erfasste aber keineswegs alle Siedlungen. Obwohl sie in Südaustralien auf der Basis eines Regierungsbeschlusses aus der Nomenklatur entfernt wurden, benannten die andere Bundesstaaten nur vereinzelt Orte um. Dort waren relativ wenige betroffen. So dokumentieren noch heute Ortsschilder in allen Teilen Australiens die deutsche Einwanderung vor über 150 Jahren.