11.Mär.2005

2.2 Südaustralien

Auch wenn die erste nachgewiesene Gruppenwanderung Deutscher zunächst nach New South Wales und von dort nach Queensland führte, nicht nach Südaustralien [53], so bietet diese Kolonie doch das viel gepriesene und oft zitierte Paradebeispiel für die erfolgreiche Masseneinwanderung und Ansieldung Deutscher in Australien. Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges stellten die Deutschstämmigen etwa 10% der Bevölkerung der Kolonie.[54]

Die ersten Gruppe deutscher Siedler traf in den ausgehenden 1830-ern ein. Bis zum Jahrhundertwechsel gab es einen stetigen Zustrom, auch wenn die Zahlen ab den 1850-ern deutlich zurückgingen, weil andere Staaten dann attraktivere Alternativen boten.

Eine Gruppe von 200 Altlutheranern gab damals den Anstoß für den Zustrom. Ihre Überfahrt wurde vom Direktor der South Australian Company, George F. Angas, finanziert.[55] Ihnen folgten ein Jahr später zwei weitere Schiffe mit über 300 Glaubensbrüdern und nochmals 270 Einwanderer 1841, die zwar den Abschluss der religiös geprägten Wanderung bildeten, aber Vorbildfunktion für nachfolgende Auswanderer hatten. Südaustralien war als mögliches Ziel für auswanderwillige Deutsche, die jetzt v.a. aus wirtschaftlichen Gründen kamen, etabliert. 1845 lebten bereits 1.200 Deutschstämmige in der Kolonie. Ihre Zahl wuchs bis 1861 auf fast 9.000. Obwohl auch danach noch weitere Einwanderer im Hafen Adelaides von Bord gingen, zog es viele ins benachbarte Victoria oder New South Wales.[56]

Die frühen Siedler errichteten einige Kilometer außerhalb Adelaides Dörfer nach deutschem Vorbild. Dort kultivierten sie Land für den Anbau von Obst und Gemüse. Mit ein wenig Glück und viel harter Arbeit konnten sie innerhalb weniger Jahre die Überfahrt und ihr Land abzahlen. Andere Siedlungen entstanden weiter im Landesinneren, nach 1842 auch im Barossa Valley, 60 Kilometer nordöstlich von Adelaide.

Zwischen 1848 und 1854 trafen weitere 1.100 Deutsche in Adelaide ein, die aus dem Harz stammten.

Oft mit finanzieller Unterstützung bereits ausgewanderter Familienmitglieder wurden weitere Verwandte ins Land geholt. Kettenwanderung war für die deutsche Einwanderung nach Südaustralien typisch. So blieben die Hauptherkunftsgebiete der Einwanderer bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend die selben; der Osten und das Zentrum Deutschlands, viele aus einer Region in Schlesien, die den Ausgangspunkt der Massenwanderung nach Südaustralien markiert.[57]

Als die Kolonie noch nicht einmal zwei Jahre alt war, landete die bereits erwähnte erste Gruppe deutscher Siedler an ihrer Küste. 200 Altlutheraner, angeleitet von Pastor Kavel trafen im November 1838 ein. Sie waren vorrangig von religiösen Gründen getrieben. Die Mehrzahl der Gruppe entstammte einem Dorf in Brandenburg, das heute in Polen liegt und Klepsk heißt, damals aber Klemzig. Sechs Kilometer östlich von Adelaide begannen sie Land zu kultivieren und Häuser zu errichten. Sie gründeten einen Ort und übertrugen den Namen ihres Herkunftsortes darauf. Ihre Siedlung in Südaustralien hieß ebenso Klemzig.

Eine zweite Gruppe erreichte die Kolonie zum Ende des Jahres 1838. Der Kapitän ihres Schiffes „Zebra“ bot Motiv für den Ortsnamen. Er hieß Dirk M. Hahn, folglich wurde die Siedlung Hahndorf genannt.

Wie viele weitere Ortsnamen in den folgenden Jahrzehnten entstanden, lässt sich zunächst nicht bestimmen. Umbenannt wurden im Zuge des Ersten Weltkrieges nach Praite aber 70, darunter Haus- und Hofnamen, Siedlungsnamen, Gewässernamen und Namen administrativer Räume. Der Umbenennung war anti-deutsche Stimmungsmache in der Presse, ein Regierungsbeschluss zur Tilgung aller Ortsnamen mit „foreign enemy origin“ und die Bildung eines Fachkomitees im August 1916, das solche Orte identifizieren sollte, vorausgegangen.

Umbenannte deutsche Ortsnamen in Südaustralien