11.Mär.2005

1.2 Europäische Namen

Nach der Ankunft der Ersten Flotte, 1788, sollten Tausende westliche Ortsnamen auf dem Kontinent entstehen. Einige jedoch waren bereits im frühen 17. Jahrhundert vergeben.

Der offensichtlichste Unterschied zwischen Toponymen in Europa und den westlichen Ortsnamen, die heute auf dem australischen Kontinent vorzufinden sind, ist, dass sie in Australien bewusst vergeben wurden, nicht erwuchsen.

Ob Entdecker oder Siedler, Orte wurden direkt benannt. Dazu entwickelte sich die Infrastruktur im Südosten des Landes im frühen 19. Jahrhundert so rasch, dass eine schnelle Namengebung auch notwendig war. Postverkehr, Eisenbahnlinien und Administration erforderten eindeutige Namen. Der Weg vom Wort zum Namen war entweder sehr kurz oder entfiel völlig. Vorzufinden sind deshalb viele Namen, die sich unkompliziert erklären lassen. Für Adam’s Scrub, Bridgetown, Broken Hill, Freeman’s Waterhole, Solomons Temple, Rabbit Flat oder Texas lässt sich ein mögliches Motiv auf den ersten Blick festmachen. Sie erscheinen durchsichtig. Andere wie Sydney, Melbourne oder Adelaide sind von Namen zeitgenössischer Persönlichkeiten abgeleitet.

1.2.1 Die Seefahrer

Bereits 1606 strandete der holländische Entdecker Willem Jansz an der Nordspitze des heutigen Queenslands. Zunächst kam deshalb der Name Neu Holland für den Kontinent in Gebrauch und wurde erst 1825 verdrängt [12]. Zwischen 1616 und 1640 folgten weitere Segler, die auf dem neuentdeckten kürzeren Weg nach Java vom Kurs abkamen und die Westküste Australiens passierten. 1642 entschloss sich die holländische Ostindien-Gesellschaft, eine Expedition zu finanzieren, um den Kontinent im Süden zu erforschen. Weitere folgten, doch da ein blühender Handel mit diesem Kontinent ausgeschlossen war, verloren sie bald jedes weitere Interesse.[13]

Dennoch hinterließen die Holländer einige, teilweise noch heute gebräuchliche Namen. Die Flussnamen Carpentier und Vereenichde sind inzwischen vergessen, Van Diemen’s Land außer Gebrauch, Arnhem Land, Cape Keer-Weer (der erste europäische Name in Australien, 1606 vergeben[14]), Dirk Hartog Island sowie Van Diemen’s Gulf findet man aber noch auf heutigen Landkarten.[15]

Noch bevor die Holländer einen Fuß auf australischen Boden setzten, hatten wohl die Portugiesen den Kontinent besucht, wahrscheinlich sogar die Ostküste in Teilen kartografiert. Es wird ebenfalls angenommen, dass chinesischen Seglern der Kontinen bekannt war.[16]

Wie die Holländer vor ihm, fand auch der Engländer William Dampier wenig Vielversprechendes vor, als er 1688 an der Westküste landete. Erst James Cook, der sich annähernd einhundert Jahre nach ihm aufmachte, um die Bahn der Venus über Tahiti zu vermessen und Neu Seeland für die Krone in Besitz zu nehmen, wollte die ablehnende Haltung Dampiers und der Holländer nicht teilen. Als er 1770 die Ostküste des Kontinents erkundete, fand er die Bedingungen keineswegs unwirsch. Er und seine Crew verbrachten fast ein halbes Jahr mit ihrer Erforschung[17]. Dabei vergaben sie etliche Namen, darunter New Wales (später New South Wales) für den gesamten Osten. Ram, Cape Howe, Pidgeon House, Cape und Mount Dromedary, Red Point, The Glass House, the 3 Brothers, die Whitsundays Passage, der Fluss Endeavour und Bateman Bay sind einige weitere, die heute teils in abgewandelter Form verwendet werden. [18] Botany Bay, sein Ankerplatz nahe dem heutigen Sydney, erhielt diesen Namen wegen der Pflanzenvielfalt [19].

Während England ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert Sträflinge nach Australien verschiffte, füllten französische Seefahrer ihre Karten der Terre Napoleon, wie sie den Kontinent nannten, mit fast 130 weiteren Namen[20].