19.Nov.2014

Willkommen in der Twilight Zone: Wenn das Sc ...

Zwillinge Namen

Bereits vor einiger Zeit hatten wir darüber berichtet, wie schicksalsbestimmend die Beschäftigung mit  Vornamen sein kann. Tief blicken lässt auch die kuriose Geschichte der Jim-Twins, die 1979 für Furore sorgte. Oder würde es Ihnen nicht beim folgenden Dialog kalt den Rücken runterlaufen?

Jim 1: „Hi, mein Name ist Jim. Ich bin 39 Jahre alt, meine erste Frau hieß Linda und mein Sohn heißt James Allen. Meine jetzige Frau hat den Namen Betty. Meine berufliche Laufbahn habe ich als Hilfssheriff begonnen, arbeitete später auch bei McDonald’s und an der Tankstelle. Meinen Urlaub verbringe ich gern am Petersburg Beach in Florida und ich mag Autorennen mit alten Serienwagen. Mein Hund Toy ist leider bereits verstorben. Von frühester Jugend an habe ich unter verschiedenen Krankheiten wie Migräne und chronischer Schlaflosigkeit gelitten, und ich hatte schon zwei Herzanfälle.“

Jim 2: „Ich auch.“

Jim 1: „Was davon?“

Jim 2: „Alles.“

Was sich liest wie ein Dialog aus einem Science-Fiction-Roman, in dem sich die Parallelwelten von Jim 1 und Jim 2 kreuzen, beruht auf einer wahren Geschichte. Im Jahre 1979 begegneten sich die beiden eineiigen Zwillinge Jim Lewis und Jim Springer zum ersten Mal und mussten feststellen, dass sie neben fast identischen Gesichtszügen, Größe und Körperbau ein fast identisches Leben verband.

Diesen und ähnliche Fälle beschreibt der Amerikaner Dr. Tom Bouchard in seiner umfangreichen Studie, in der er seit 1979 Hunderte von Zwillingspärchen auf Gemeinsamkeiten testete. Während physische Eigenschaften vornehmlich genetisch beeinflusst sind, trifft dies laut der Studie nur zu 30 bis 40 Prozent auf charakterliche Eigenschaften zu. Diese seien hauptsächlich durch Umweltfaktoren wie das soziale Milieu beeinflusst. Kurios ist, dass getrennt voneinander aufgewachsene Zwillingspärchen oft mehr Übereinstimmungen in ihrem Verhalten zeigten als solche, die von Kindheit an ihr Leben miteinander teilten.

Während die Studie zum Fokus hat, in welchem Verhältnis Genetik und soziale Konditionen unseren Charakter und schließlich unser Leben beeinflussen, ist aus Sicht der Namenforschung interessant, dass sich in einigen der von Bouchard beschriebenen Fällen die Namen der jeweiligen Zwillinge und sogar ihrer Angehöriger glichen. Im Fall der beiden Jims legt dies nahe, dass beide in einem ähnlichen sozialen Umfeld großgeworden sind. Diese Überlegung wird auch durch die gleiche Namenswahl durch die Eltern der beiden Jims unterstützt. Die soziale Prägung scheint sogar so weit gegangen zu sein, dass die Jims in ihrer Partnerwahl und bei der Namensvergabe an Kinder und Haustiere einen übereinstimmenden Geschmack ausgebildet haben.

Mit anderen Worten: Dass die beiden Jims Jim heißen, legt nahe, dass die jeweiligen Eltern bei der Namenwahl durch ähnliche Motive geleitet wurden. Und dass sie sich auch charakterlich sehr ähnlich sind, scheint daran zu liegen, dass sich die Elternpaare in mehr als nur ihrem Geschmack in Sachen Vornamen ähnelten. Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Vornamen kann also sehr aufschlussreich sein, wenn es darum geht, herauszufinden, wie wir durch unsere Eltern und unser weiteres soziales Umfeld geprägt wurden.