28.Jun.2020

Die Namen der Wochentage

griechische Gottheiten der Wochentage

Sieben Tage zählen wir in einer Woche. Warum das so ist, haben wir gerade erklärt. Nun möchten wir einmal schauen, wie die Namen der Wochentag entstanden sind und wie sie sich in den unterschiedlichen europäischen Sprachen bis heute entwickelt haben. Daher hier eine Zusammenstellung und Tabelle der Bedeutung der Wochentage.

Sonntag

Die Römer bezeichneten den ersten Tag der Woche als dies solis (Tag der Sonne bzw. des Sonnengotts Sol). Die Germanen haben eine Lehnübersetzung aus dem Lateinischen übernommen und solis durch die Sonnengöttin Sunna (auch Sól) ersetzt.

- ahd. sunnûn dag/sunnûn tag/sunnon dag ⇒ mhd. sunnen-, sunne-, sun(n)-, sonnen-, son(t)tag (-tach, -dach), vereinzelt sunnuntag, sungtag

Seit dem 4. Jh. ist im Lateinischen die Bezeichnung dominicus dies (Tag des Herrn) verbreitet. Diese Bezeichnung für den Sonntag wurde auch von den romanischen Christen übernommen, was sich in den heutigen romanischen und inselkeltischen (altir. domnach, neuir. dia domhnaigh, gäl. di-dómhnaich) Sprachen widerspiegelt.

Aber auch in den germanischen Sprachen wurde mit dem altn. dróttinsdagr (von urgerm. *druhtinaz ⇒isl. dróttinn, ahd. trohtin, truhtin, „Führer, Herr“) eine germanische Entsprechung von dies dominicus gebildet. Daneben haben sich aber im germanischen Raum Bezeichnungen nach dem lateinischen Vorbild dies solis etabliert:

- altn. sunnudagr ⇒ altschwed. sunnudagher, norw. sundag, syndag, søndag, schwed. dän. søndag

- ags. sunnandæg ⇒ engl. sunday, altfries. sunnandi, -dei (pl. -dega), sunnen-, sonnendei, alts. sunnun-, sunnondag, mnd. sunnen-, sun-, sondach, niederl. zondag

Aus dem Germanischen ist auch die finnische Bezeichnung sunnuntai hervorgegangen. Bereits im Neuhochdeutschen (je nach Einteilung ab dem 15. Jh. oder ab 1650) ist von Beginn an son(n)tag vorherrschend (auch bei Luther).

Montag

Den zweiten Wochentag nannten die Römer dies lunae (Tag des Mondes). Auch diese Bezeichnung übernahmen die Germanen als Lehnübersetzung, die schließlich im gesamten germanischen Gebiet verbreitet war:

- ahd. mânetag ⇒ mhd. mântac, später môntac oder umgelautet mæntac (aus dem bair. mæntag,

tirol. möntig, mûntig, mântig, schwäb. mentig, schweiz. mæntig, mentig hervorgegangen ist)

- altnord. mâna-dagr ⇒ schwed. måndag, dän. mandag

- ags. mônan-däg, mōndæg (als Kontraktion von mōnandæg) mittelengl. monedai, engl. monday, fries. mônadei, mônandei, mnd. mânendach, mândach, niederl. maandag (eventuell von alts. altnfr. mânundag)

Im romanischen Raum haben sich dagegen Ableitungen der römischen Bezeichnung durchgesetzt und sind auch heute noch anzutreffen.

Dienstag

Die Römer verwendeten für den dritten Wochentag die Bezeichnung dies martis (Tag des Mars). Diese ist in den romanischen Sprachen in entsprechenden Modifikationen auch heute anzutreffen. Die Germanen übernahmen auch hier dies als Lehnübersetzung und ersetzen zugleich den römischen Kriegsgott durch den germanischen Himmelsgott Ziu/Zio (Thingbeschützer, Gott des Krieges):

- ahd. ziestag mhd. zistag, ciesdach (ab 13. Jh. nd. auch dinsdag, dinsedag, dincetag, dinstag, dingstag)

- ags. tivesdag, tiwesdæg (von tiwes = Genitiv von tiw rsp. urgerm. tiwaz) engl. tuesday, niederl. dijssendach, düsdach, dinghesdach, dijnsdag, dijssendag, disendag, heute: dinsdag, altfries. tiesdi, tiesdei, tisdei

Die Form dienstag ist vor allem ab dem 17. Jahrhundert anzutreffen, aber auch die aus dem Niederländischen anzutreffende Bezeichnung dingstag ist in den entsprechenden Grenzgebieten verbreitet. Noch heute lassen sich im Schwäbischen (zistag, zistig, zienstig, zeinstig), Schweizerischen (zistag zîstig) und Oberrheinischem (zinstag) dialektale Spuren älterer Bezeichnungen finden.

Im Altbairischen ist zistag dagegen nicht anzutreffen. Im bayrischen (und österreichischen) Raum findet sich mit ertag, erihtag, erehtag, erchtag, erichtag, erntag (heute noch vereinzelt als Ertag/Irtag verwendet) bis ins 17. Jahrhundert eine Variante, die wahrscheinlich von der alternativen Bezeichnung Eor für den Gott Ziu/Zio abgeleitet ist und die möglicherweise auf den griechischen Kriegsgott Ares zurückgeht. Untermauert wird diese Annahme dadurch, dass die Rune für Ziu/Zio auch als Aer, Ear, Eu oder Eo bezeichnet wird.

In den altnordischen Sprachen bzw. nordgermanischen Dialekten wurde der römische Kriegsgott durch sein nordisches Pendant Tŷr ersetzt, der in der altisländischen Edda als Gott des Kampfes und Bewahrer der Rechtsordnung bezeichnet wird:

- altn. tŷsdagr ⇒ isländ. tŷrsdagr, tŷsdagr, schwed. tisdag, dän. tirsdag.

Sowohl Ziu/Zio als auch Tŷr sind wahrscheinlich Ableitungen des urgermanischen Gottes *teiwaz bzw. *tiwaz, dem „Gott des Himmels“ als höchster Gottheit innerhalb des altgermanischen Pantheons.

Mittwoch

Den vierten Wochentag widmeten die Römer dem Gott Merkur (dies mercurii), was sich auch heute noch in den romanischen Sprachen widerspiegelt. Die Germanen ersetzen Merkur durch ihren höchsten Gott Wotan (auch Wodan und Odin):

- ags. vôdenes-däg, wodnesdæg ⇒ engl. wednesday

- altn. odinsdagr, oðinsdagr ⇒ schwed. dän. onsdag, altfr. wonsdei, mittelniederl. wudensdach

- mnd. gudensdach, godensdach, gunsdach, gonsdach, mnl. woensdagh, goensdagh

Bereits ab dem 10. Jahrhundert hat sich auf Bestreben der Kirche (gotische Mission) eine Lehnübersetzung des kirchenlateinischen Namens media hebdomas (= Mitte der Woche) für den germanischen „Wodanstag“ etabliert. So findet sich im Mittelhochdeutschen mittwoche, mitwoche, mitweche (von ahd. mittauuecha, mittauuechûn), im Oberdeutschen mitache, mittiche, miteche, mitche und im Mittelniederdeutschen middeweke, midweke. (Siehe dazu auch hier: Mittwoch, die Geschlechterfrage)

Donnerstag

Der fünfte Wochentag war bei den Römern dem Jupiter geweiht (dies jovis). Die Germanen bildeten auch hier eine Lehnübersetzung und ersetzten Jupiter durch den germanischen Donnergott Donar (im nordischen Thor).

- ahd. toniris, (donares) tac, donares tag ⇒ mhd. donrestac

- altn. Þorsdagr schwed. dän. torsdag, isl. þorsdagr

- ags. þunresdäg, þunresdæg („Tag Thors” von Þunre, Genitiv von Þunor = Thor, urgerm. *thonaras daga) altfries. thunresdei, mittelniederländ. donresdach, niederländ. donderdag, engl. thursday

Eine Ausnahme bildet das Altbairische, in welchem unter christlichem Einfluss (gotische Mission) bis heute Pfinztag (mhd. phinztac, pfingstac) aus griechisch pémptē hēméra (fünfter Tag der Woche,) anzutreffen ist.

Freitag

Den sechsten Tag der Woche widmeten die Römer der Stammmutter des römischen Volkes Venus (dies veneris). Auch hier ist diese Wochentagsbezeichnung in den heutigen romanischen Sprachen noch anzutreffen. Die Germanen lehnübersetzten den Wortanteil dies, während die römische Gottheit Venus durch das germanische Pendant Frigg bzw. Frija (Gemahlin Odins, Stammmutter der Germanen) ersetzt wurde. Im Südgermanischen war die Bezeichnung Frija, im Nordgermanischen Frigg gebräuchlich, was sich auch in den alten Bezeichnungen für den Freitag zeigt:

- ahd. frīadag, frījedag, frī(j)atac ⇒ mhd. vrītac

- ags. frīgedeag, frigedæg ⇒ altfries. frigendei, mittelniederl. vridach, engl. friday

- altn. frijadagr (aber auch freyjudag), schwed. dän. norw. fredag

Der Ursprung der im Altnordischen ebenfalls anzutreffenden und von frühen isländischen Autoren verwendete Bezeichnung freyjudagr ist wahrscheinlich eher bei der germanischen Göttin Freya anzusiedeln, die als Liebesgöttin der Bedeutung der Venus etwas näher stand als Frigg, die als Schutzherrin der Ehe und Mutterschaft galt.

Während der Freitag im norddeutschen Raum aufgrund der Ähnlichkeit zu „frei“ und aufgrund seiner Verknüpfung mit Frija als Schutzherrin der Ehe zu einem Glücks- und beliebten Hochzeitstag wurde, wird er im süddeutschen Raum in Anlehnung an die christliche Karfreitagstrauer eher als Unglückstag interpretiert.

Samstag/Sonnabend

Die Römer bezeichneten den siebten Tag der Woche zu Ehren des römischen Gott Saturns als dies saturni. Im südlichen und südwestlichen Europa wurde dieser Wochentagsname bald durch die latinisierte hebräische Bezeichnung sabatum (von sábbaton) ersetzt. Im Rahmen der arianischen Mission im 4. Jh. n. Chr. verbreitete sich zudem vom Balkan aus die vulgärgriechische Bezeichnung sambaton (Sabbat) in Mitteleuropa und wanderte in der Merowingerzeit (5. bis Mitte 8. Jh.) aufwärts der Donau und abwärts des Rheins.

- ahd. sam(e)ʒtac ⇒ mhd. sambaʒtac

Im nordgermanischen Raum hat sich dagegen stärker eine Lehnübersetzung der lateinischen Bezeichnung dies saturni etabliert:

- ags. sæter(n)dæg, sæter(n)esdæg (von ags. sæternes = Genitiv von sætern) ⇒ altfries. saterdei, saterdi, mittelniederd. sater(s)dach, niederl. zaterdag, irisch dia sathuirn, wal. dydd Sadwrn

Anders als bei den anderen Wochentagen wurde der römische Gott Saturn hier nicht durch eine germanische Entsprechung ersetzt. Dies wird darauf zurückgeführt, dass im germanischen Pantheon kein deckungsgleiches Pendant zum römischen Gott existierte.

Im Altnordischen wurde zudem in Anlehnung an einen Brauch – der Samstag galt als Badetag – auch die Bezeichnung laugardagr (von altn. laug = Bad) verwendet. Diese Wochentagsbezeichnung findet sich auch heute noch im Schwedischen (lördag), Dänischen (lørdag) und Isländischen (laugardagur). Auch im Germanischen findet sich mit laugtag (von ahd. louga = Lauge, Badewasser) eine vermutlich aus dem Isländischen und Dänischen abgeleitete Entsprechung.

Im mitteldeutschen Raum verbreitete sich zudem mit der angelsächsischen Mission eine Lehnübersetzung aus dem Angelsächsischen (sunnanæfen = Vorabend vor Sonntag, von sunnandæg = Sonntag und æfen = (Vor)abend, Feierabend):

- ahd. sunnûn âbandes

Hierbei hat sunnûn âbandes zunächst ausschließlich den Vorabend des Sonntags bezeichnet. Erst später wurde diese auf den gesamten Tag ausgedehnt. Im älteren Mittelhochdeutschen zeigt sich noch die getrennte Form mit Genitiv, später ist ausschließlich das Kompositum gebräuchlich:

- mhd. sunnen-, sun(n)âbent, son(n)âbent, sünâbent

- altfries. sunna ewende, neu(west)fries. snæin (snān, snōn), sænde, snāun

Die Verbreitung fand bis ins Niederfränkische statt, wo die Bezeichnung neben saterdach anzutreffen ist. Heute wird Sonnabend vor allem im nord- und ostdeutschen Raum verwendet.

Bedeutung der Wochentage in unterschiedlichen Sprachen

Tag Griech. Latein Althdt. (um 750 bis 1050) Mittelhdt. (1050 bis 1350) Altnord. (um 800 bis ca. 1350 in Skandin.) Angels. (450 bis 1100) Englisch (Heute) Roman.
Sprachen (Heute)

Montag

selēnēs hēmera

(Tag der Mondgöttin Selene)

dies lunae

(Tag der Mondgöttin Luna)

mânetag

mântac,

später môntac

oder umgelautet mæntac

mâna-dagr

 

mônan-däg, mōndæg

 

monday

ital. lunedi

span. lunes

franz. lundi

Dienstag

areos hēmera

(Tag des Kriegsgott Ares)

dies martis

(Tag des Kriegsgott Mars)

ziestag

zistag, ciesdach

tŷsdagr

tivesdag, tiwesdæg

 

tuesday

ital. martedi

span. martes

franz. mardi

Mittwoch

hermoû

hēmera*

(Tag des Hermes - Schutzgotts der Reisenden, Kaufleute und Hirten)

dies mercurii

(Tag des Merkur - Gotts des Handels)

mittauuecha, mittauuechûn

mittwoche, mitwoche, mitweche

odinsdagr, oðinsdagr

 

vôdenes-däg, wodnesdæg

 

wednesday

ital. mercoledi

span. miércoles

franz. mercredi

Donnerstag

dios

hēmera

(Tag des Zeus)

dies jovis

(Tag des Jupiters**)

toniris, (donares) tac, donares tag

donrestac

Þorsdagr

þunresdäg, þunresdæg

 

thursday

ital. giovedi 

span. jueve

franz. jeudi

Freitag

aphrodites

hēmera

(Tag der Aphrodite - Göttin der Schönheit und Liebe)

dies veneris

(Tag der Venus – der Göttin der Liebe und Schönheit)

frīadag, frījedag, frī(j)atac

vrītac

frijadagr (freyjudag)

frīgedeag, frigedæg

 

friday

ital. venerdi

span. viernes

franz. vendredi

Samstag, 
Sonnabend

kronou hēmera

(Tag des Kronos – des Vaters des Zeus)

dies saturni

(Tag des Saturns*** – des Gotts des Ackerbaus)

sam(e)ʒtac

 

sunnûn âbandes

sambaʒtac

 

sunnen-, sun(n)âbent, son(n)âbent, sünâbent

 

laugardagr

sæter(n)dæg, sæter(n)esdæg

 

saturday

ital. sabato

span. sábado

franz. samedi

Sonntag

heliou

hēmera

(Tag des Sonnengotts Helios)

dies solis

(Tag des Sonnengotts Sol)

sunnûn dag, sunnûn tag, sunnon dag

sunnen-, sunne-, sun(n)-, sonnen-, son(t)tag (-tach, -dach),

sunnudagr

sunnandæg

 

sunday

ital. domenica

span. domingo

franz. dimanche

* nicht belegt
** Jupiter wurde im Rahmen der Gleichsetzung der römischen mit griechischen Gottheiten mit Zeus identifiziert.
*** Saturn wurde mit Kronos gleichgesetzt.


Übrigens, einige der Wochennamen treten auch als Familiennamen auf. Mehr dazu gibt es im Artikel Warum Freitag, Sonntag, Montag? Familiennamen nach Wochentagen.
 

Quellen:

Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. 16 Bde. in 32 Teilbänden. Leipzig 1854-1961. Quellenverzeichnis Leipzig 1971. Online-Version vom 15.05.2020 (http://dwb.uni-trier.de/de/)

Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Nikol Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG Hamburg

https://www.forumtraiani.de/roemische-wochentage/
https://archive.org/stream/berrestegermani00obergoog/berrestegermani00obergoog_djvu.txt https://en.wikipedia.org/wiki/Ear_(rune)
https://www.etymonline.com
https://www.timeanddate.de/kalender/wochentag/7-tage-wochehttps://de.wikipedia.org/wiki/Sonntag