26.Mai.2014

Ready to Rumble: GfdS vs. Knud Bielefeld

Boxer im Kampf

In Kampf um die Deutungshoheit der Vornamenstatistik streiten zwei Schwergewichtige: Die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) und der Sprachforscher Knud Bielefeld. Letzterer veröffentlichte bereits Ende 2013 seine Hitliste der beliebtesten Erstnamen und startet so mit einen Zeitvorteil. Im direkten Zusammentreffen wird sich nun zeigen, wo beiden Contender weitere Stärken ausspielen, und wo sie vielleicht schwächeln.

Runde 1: Quellen

Knud Bielefeld berücksichtigte in seiner Zählung eine Stichprobe von 182.945 Geburtsmeldungen des vergangenen Jahres, die etwa 27% aller Geburten in Deutschland ausmachten. Als Quellen standen ihm und seinem Team dabei Kranken- und Geburtshäuser sowie einige Standesämter zur Verfügung (insgesamt 447 verschiedene Quellen).

Punkt für die GfdS: Im Gegensatz nutzt diese für ihre Erhebungen ausschließlich die Daten deutscher Standesämter, für 2013 waren das 876.000 Einzelnamen und damit laut GfdS etwa 90% aller in diesem Jahr geborenen Kinder. Insgesamt etwa 180 Standesämter nehmen an dieser Zählung teil.

Runde 2: Gewichtung

Die teilnehmenden Standesämter lassen der GfdS jeweils die 20 häufigsten Vornamen zukommen. Diese Listen werden dann durch die GfdS zu einer Gesamtliste zusammengefasst. Erst- und Zweitnamen sowie weitere Vornamen werden hierbei in der Zählung gleichwertig gewichtet, wobei laut Website der GfdS einige der teilnehmenden Standesämter auch nur die ersten Vornamen zählen. An diesem Punkt wird die Statistik damit nicht mehr hundertprozentig nachvollziehbar.

In der Zählung von Knud Bielefeld werden die als Erstnamen vergebenen Vornamen stärker gewichtet als Zweitnamen. Daher bilden seine Listen eher die Realität ab, also die Namen, die mutmaßlich tatsächlich als Rufnamen benutzt werden. Punkt für Bielefeld. Es wird spannend!

Runde 3: Schreibweise

Hier erweisen sich beide als souverän; sowohl Knud Bielefeld als auch die GfdS fassen Namen gleicher Lautung und unterschiedlicher Schreibweise in einem Punkt zusammen.

Runde 4: Regionale Unterschiede

Auf den Portalen von Knud Bielefeld und der GfdS findet sich zusätzlich eine Aufschlüsselung der beliebten Vornamen nach Bundesländern. Knud Bielefeld veröffentlicht auf seiner Website zudem eine Liste der beliebtesten Zweit- und Doppelnamen, und auch die GfdS führt seit 2013 Listen für Erst- und Zweitnamen. Die GfdS bietet darüber hinaus einen Vergleich der Häufigkeit der Vornamen nach Region (Nord, Ost, Süd, West). Leichter Vorteil für die GfdS.

Final Round: Vergleich

Die beiden Listen für 2013 sind erwartungsgemäß nicht deckungsgleich, aber trotzdem erstaunlich ähnlich. Unterschiede ergeben sich zum einen aus den verschiedenen genutzten Quellen, zum anderen aus der abweichenden Berücksichtigung von Erst-, Zweit- und Folgenamen. 

Vornamen-Listen GfdS vs Bielefeld

So erklärt sich, dass Platz 2 der beliebtesten Jungennamen der GfdS gar nicht in den Top 10 von Knud Bielefeld zu finden ist, während Platz 1 dieser Liste bei Knud Bielefeld erst an 9. Stelle erscheint. Während Knud Bielefeld nur den Namen Luca auf Platz 2 und Lukas/Lucas auf Platz 8 listet, erscheint bei der GfdS die Variante Luca/Luka auf Platz 4 und Lukas/Lucas auf Platz 9. Ähnliches finden wir bei den Mädchennamen: Sophie/Sofie, Platz 1 der Liste der GfdS, erscheint bei Knud Bielefeld nicht unter den Top 10; hier finden wir nur die Variante Sophia/Sofia auf Platz 4, die bei der GfdS auf Platz 3 gelistet ist.

And The Winner Is

Win win für alle: Ich plädiere für ein Unentschieden: Während Knud Bielefeld einen variableren Quellenpool aufweist, greift die GfdS auf eine höhere Anzahl gemeldeter Namen zu. Dabei kann sie jedoch nicht für alle teilnehmenden Standesämter die gleiche Gewichtung bei der Namenszählung garantieren. Beide machen ihre jeweilige Vorgehensweise auf ihren Webportalen transparent und bieten ergänzende Listen, die Erst- und Zweitnamen sowie regionale Unterschiede berücksichtigen.

Wenn wir die beiden Gegner nun also aufgrund ihrer verschiedenen Quellen und selektiven Analysemethoden als Trendforscher und nicht als hundertprozentige Autoritäten wahrnehmen, können wir unseren jeweiligen Favoriten weiter so lieb haben wie bisher, so wie wir auch unsere Lieblingsboxer, Fußballverein oder Lieblingsvornamen nicht so schnell aufgeben.