Wellein

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neugierig
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Die Träger dieses Namens werden mir zustimmen, dass man seinen Namen dreimal sagen muss, bis man verstanden wird. Und trotzdem könnte es sein, dass man uns danach noch mit Müller anspricht.

Der Name ist phonetisch unscharf und lässt auch keine Deutungen zu, ausser auf eine "kleine Welle" und dass Kollegen einen gerne  "Welli" nennen.

Dennoch erinnere ich mich an meine Kindheit, wo ein verrenteter Hausmeister meiner mittelfränkischen Schule in der Nähe von Erlangen, seines Zeichens ein Heimatkundler und geschichtsinteressierter älterer Herr aus der Zeit des ersten Weltkrieges, mir die Frage stellte:

"Weißt du eigentlich wo dein Nachname herkommt?"

Ich machte mir Gedanken, warum ein nichtverwandter Mensch sich um meinen Namen kümmert und habe daher nicht konzentriert zugehört.

Er war so bestimmend in seiner Aussage "ein altes Hugenottengeschlecht" und erwähnte mit Sicherheit auch heimatkundliche Ämter, wo er derartiges gelesen hätte. Als 10-Jähriger konnte ich mit urkundentechnischen Begrifflichkeiten nichts anfangen.

Nur soviel blieb hängen:

Der Name WELLEIN stammt aus ERLANGEN in Mittelfranken.  WELLEIN  waren Hugenotten.

Wie man unschwer recherchieren kann, gibt es tatsächlich noch heute die höchste Ansammlung von WELLEIN im Raum Erlangen +-100 km. Selbst amerikanische "Wellein" lassen sich nach Mittelfranken zurückverfolgen. Den Namen gab es einst nur in Erlangen.

Es gibt in Frankreich keinen WELLEIN. Daraus kann man folgen, dass in Erlangen eine phonetische Angleichung erfolgt sein müsste. Ich hatte vor zehn Jahren eine Seite gefunden - man musste den deutschen Namen eingeben und bekam eine Liste hugenottischer gleichsam französich lautender Namen.

Dabei kam ich auf den Namen "VALLEIN".  Recherchen führen dabei nach Bordeaux, wo der Name am häufigsten vorkommt. Vielleicht gibts ja den ein oder anderen Wellein, der sich dafür interessiert, und diesen Gedanken weiterspinnen möchte.

Wohin müsste ich denn gehen, wenn ich Ahnenforschung in Erlangen betreiben wollte??

Pfarramt??

 

 

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Es sind in Belgien und im benachbarten franz. Grenzgebiet einige wenige WELLEIN nachgewiesen, weitaus mehr aber in Frankreich in der Schreibweise VELLEIN, besonders im Dép. Isère, vgl. www.geneanet.org. Dort gab es auch ein Adelsgeschlecht VELLEIN in Villefontaine, das von Ludwig XIV. in den Adelsstand erhoben wurde, Link, samt Schloss - chateau le Vellein, Link. Der Name enthält oft die Präposition de, also wird es ein Herkunftsname sein.  Denkbar ist der FN auch als Variante von Vellain,  lt. altfrz. WB von La Curne de Sainte-Palaye eine alternative Schreibweise von vilain = Bauer, Schurke, Schuft.

Die meisten Namensträger sind natürlich "nur" bürgerlich.  In das vom Dreißigjährigen Krieg ausgezehrte Erlangen lockte der Markgraf Christian Ernst protestantische Flüchtlinge aus Frankreich. Die ersten sechs Hugenotten erreichten Erlangen am 17. Mai 1686, etwa 1500 folgten in mehreren Wellen, Link.  

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Nachtrag:

Vilain kann auch adjektivisch gebraucht werden im Sinn von bäuerlich, unkultiviert, niederträchtig, gemein, böse, flegelhaft, unanständig, etc.

z. B. "Il est vilain de ne pas dire 'merci' "  - Es ist vilain, nicht 'danke'  zu sagen.