11.Jan.2014

Die häufigsten Namen europäischer Länder

Karte Häufigste Familiennamen in Europa

Zufällig stieß ich vor einigen Tagen im Netz auf diese Karte. Sie zeigt europäische Länder mit dem dort jeweils häufigsten Familiennamen. Interessant, kein Zweifel. Zwei Fragen kamen dabei aber auf. Erstens: Im Deutschen dominieren Namen aus Berufsbezeichnung die List der häufigen Familiennamen - und zwar sehr deutlich. Wie ist das in anderen Ländern? Und zweitens, angeregt durch den Kommentar eines Lesers: Ist Müller wirklich der häufigste Nachname im Deutschen?

Also hab ich mir diese Namen einmal genauer angeschaut, u.a. mit Wikipedia abgeglichen. Die Karte scheint nicht für alle Länder ganz akkurat zu sein, meine Zusammenstellung unten weicht in Einzelfällen jedenfalls ab. Zu Island gibt es wohl keine verlässlichen Daten. Die folgende Liste zeigt, welchen Ursprung die jeweilig häufigsten Familiennamen haben.

Land Top-Name Ursprung/Anmerkung
Albanien Hoxha Abgeleitet von Ehrbezeichnung persisch/arabisch Khawaja (Herr, Meister)
Belgien Peeters Patronymisch zu Peeter
Bosnien Hodžić Abgeleitet von Ehrbezeichnung persisch/arabisch Khawaja (Herr, Meister), entspricht Hoxha in Albanien und Kosovo
Bulgarien Dimitrov Patronymisch zu Dimitar
Dänemark Jensen Patronymisch zu Jens
Deutschland Müller Berufsname
Estland Tamm Eiche
Färöer Joensen Patronymisch
Finnland Korhonen  
Frankreich Martin Patronymisch zu Martin
Griechenland Papadopoulos Sohn eines Priester
Großbritanien Walker Berufsname
Irland Murphy Patronymisch zu Murchadh
Italien Rossi rothaarig
Kosovo Hoxha (abweichend von Karte)
Kroatien Horvat Kroate
Lettland Bērziņš Birke
Litauen Kazlauskas  
Luxemburg Schmit Schmied
Mazedonien Andov (abweichend von Karte)
Niederlande De Jong der Junge
Norwegen Hansen Patronymisch zu Hans
Österreich Gruber zu Grube, Steinbruch
Portugal Silva von Wald
Rumänien Popescu zu Priester
Russland Smirnov Übername zu “still, ruhig”
Schweden Johansson Patronymisch zu Johans
Schweiz Müller Berufsname
Serbien Jovanović Patronymisch zu Jovan
Slowakei Horváth Kroate
Slowenien Novak der Neue
Spanien García jung, der Junge
Ukraine Melnik Müller
Ungarn Nagy Groß
Weißrussland Iwanov Patronymisch zu Iwan

Ich war ehrlich überrascht, dass Berufsnamen eher selten auftreten, die im Deutschen ja die 14 häufigsten Namen stellen. Nur in der Ukrainie, in Luxemburg, Großbritanien und eben in Deutschland nimmt ein solcher die Top-Position ein. Ansonsten sind patronymische Bildungen, Wohnstätten- und Übernamen genauso repräsentiert.

Zur zweiten Frage:

Müller oder Schmidt - was ist häufiger?

In dieser Schreibweise gibt es deutlich mehr Müller, als Schmidt. Ein Leser merkte an, dass Schmidt deutlich an Vorsprung gewinnen würde, wenn man die verschiedenen homophonen Varianten zusammenfasste. Das haben wir einmal überprüft. Die Datenbasis dazu war eine Liste aller Telefonteilnehmer zum Stand 1998, die zwar nicht die absolute Anzahl, sicher aber das Verhältnis der Namen zueinander weitgehend korrekt abbildet. Und tatsächlich... Die Schmidt-Familie liegt vorn.

 

Müller vs. Schmidt und Verwandte (Häufigkeit)

Aber, was passiert, wenn auch die Müllers Verstärkung bekommen? Wie verschiebt sich das Verhältnis, wenn wir auch hier Schreibformen mit -ue- und die engen Verwandten (zugegeben nicht homophonen) Möllers berücksichtigen?

Was ist häufiger, Schmidt oder Müller (Statistik mit verwandten Namen)Die Müller-Familie läge wieder deutlich vorn.
Und es bleibt die Frage, wie weit sich dieses Spiel noch treiben ließe. Sollen auch Komposita auf -schmidt oder -müller berücksichtigt werden, von denen es jeweils Hunderte gibt? (Siehe Artikel zur Vielfalt von Schmidt.) Sinnvoll ist es sicher nicht, genauso wenig wie es sinnvoll ist, unterschiedliche Schreibformen - so wie wir es hier einmal getan haben - mit einzubeziehen.

Ich denke, an der Top-Position von Müller als häufigsten deutschem Familiennamen lässt sich zunächst wenig rütteln.