Die häufigsten Namen europäischer Länder
Zufällig stieß ich vor einigen Tagen im Netz auf diese Karte. Sie zeigt europäische Länder mit dem dort jeweils häufigsten Familiennamen. Interessant, kein Zweifel. Zwei Fragen kamen dabei aber auf. Erstens: Im Deutschen dominieren Namen aus Berufsbezeichnung die List der häufigen Familiennamen - und zwar sehr deutlich. Wie ist das in anderen Ländern? Und zweitens, angeregt durch den Kommentar eines Lesers: Ist Müller wirklich der häufigste Nachname im Deutschen?
Also hab ich mir diese Namen einmal genauer angeschaut, u.a. mit Wikipedia abgeglichen. Die Karte scheint nicht für alle Länder ganz akkurat zu sein, meine Zusammenstellung unten weicht in Einzelfällen jedenfalls ab. Zu Island gibt es wohl keine verlässlichen Daten. Die folgende Liste zeigt, welchen Ursprung die jeweilig häufigsten Familiennamen haben.
Land | Top-Name | Ursprung/Anmerkung |
Albanien | Hoxha | Abgeleitet von Ehrbezeichnung persisch/arabisch Khawaja (Herr, Meister) |
Belgien | Peeters | Patronymisch zu Peeter |
Bosnien | Hodžić | Abgeleitet von Ehrbezeichnung persisch/arabisch Khawaja (Herr, Meister), entspricht Hoxha in Albanien und Kosovo |
Bulgarien | Dimitrov | Patronymisch zu Dimitar |
Dänemark | Jensen | Patronymisch zu Jens |
Deutschland | Müller | Berufsname |
Estland | Tamm | Eiche |
Färöer | Joensen | Patronymisch |
Finnland | Korhonen | |
Frankreich | Martin | Patronymisch zu Martin |
Griechenland | Papadopoulos | Sohn eines Priester |
Großbritanien | Walker | Berufsname |
Irland | Murphy | Patronymisch zu Murchadh |
Italien | Rossi | rothaarig |
Kosovo | Hoxha | (abweichend von Karte) |
Kroatien | Horvat | Kroate |
Lettland | Bērziņš | Birke |
Litauen | Kazlauskas | |
Luxemburg | Schmit | Schmied |
Mazedonien | Andov | (abweichend von Karte) |
Niederlande | De Jong | der Junge |
Norwegen | Hansen | Patronymisch zu Hans |
Österreich | Gruber | zu Grube, Steinbruch |
Portugal | Silva | von Wald |
Rumänien | Popescu | zu Priester |
Russland | Smirnov | Übername zu “still, ruhig” |
Schweden | Johansson | Patronymisch zu Johans |
Schweiz | Müller | Berufsname |
Serbien | Jovanović | Patronymisch zu Jovan |
Slowakei | Horváth | Kroate |
Slowenien | Novak | der Neue |
Spanien | García | jung, der Junge |
Ukraine | Melnik | Müller |
Ungarn | Nagy | Groß |
Weißrussland | Iwanov | Patronymisch zu Iwan |
Ich war ehrlich überrascht, dass Berufsnamen eher selten auftreten, die im Deutschen ja die 14 häufigsten Namen stellen. Nur in der Ukrainie, in Luxemburg, Großbritanien und eben in Deutschland nimmt ein solcher die Top-Position ein. Ansonsten sind patronymische Bildungen, Wohnstätten- und Übernamen genauso repräsentiert.
Zur zweiten Frage:
Müller oder Schmidt - was ist häufiger?
In dieser Schreibweise gibt es deutlich mehr Müller, als Schmidt. Ein Leser merkte an, dass Schmidt deutlich an Vorsprung gewinnen würde, wenn man die verschiedenen homophonen Varianten zusammenfasste. Das haben wir einmal überprüft. Die Datenbasis dazu war eine Liste aller Telefonteilnehmer zum Stand 1998, die zwar nicht die absolute Anzahl, sicher aber das Verhältnis der Namen zueinander weitgehend korrekt abbildet. Und tatsächlich... Die Schmidt-Familie liegt vorn.
Aber, was passiert, wenn auch die Müllers Verstärkung bekommen? Wie verschiebt sich das Verhältnis, wenn wir auch hier Schreibformen mit -ue- und die engen Verwandten (zugegeben nicht homophonen) Möllers berücksichtigen?
Die Müller-Familie läge wieder deutlich vorn.
Und es bleibt die Frage, wie weit sich dieses Spiel noch treiben ließe. Sollen auch Komposita auf -schmidt oder -müller berücksichtigt werden, von denen es jeweils Hunderte gibt? (Siehe Artikel zur Vielfalt von Schmidt.) Sinnvoll ist es sicher nicht, genauso wenig wie es sinnvoll ist, unterschiedliche Schreibformen - so wie wir es hier einmal getan haben - mit einzubeziehen.
Ich denke, an der Top-Position von Müller als häufigsten deutschem Familiennamen lässt sich zunächst wenig rütteln.
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