10 Vornamen-Tipps - damit es passt
Unlängst fragte mich eine Redakteurin, was ich denn von Namen wie Justin oder Chantal halte. Ich vermute, Sie hatte erwartet, ich würde mich darüber auslassen, welche Bürde Eltern ihrem Kind mit diesen Namen auf den Weg geben. Sorry, da musste ich sie enttäuschen. Grundsätzlich steht es mir und niemand anderem zu, zu sagen, „dieser Name geht gar nicht“. Er geht.
Ob das Kind damit glücklich werden wird, ob es damit stigmatisiert wird, aneckt – all das steht auf einem anderen Blatt - und ist auch nicht immer vorhersehbar. Wer sein Kind in frühen 1930ern Adolf oder in den späten 1980ern Kevin nannte, konnte schwerlich ahnen, dass die Namen nur wenige Jahre später stark negativ vorbelastet sein würden.
Wünschenswert ist lediglich, dass Eltern die nötige Sorgfalt bei der Namenwahl walten lassen. Denn spontan kann man schon mal daneben greifen und einen Namen wählen, dessen Attraktivität selbst den Namengebern bald nicht mehr offenbar wird.
Deshalb im Folgenden, und teilweise angelehnt an die Ergebnisse unserer Vornamenumfrage, einige Hinweise, welche Fragen Eltern in spe sich im Vorfeld durch den Kopf gehen lassen könnten.
1. Kurzform oder Vollform
Sie liegen voll im Trend: Kurze Namen. Oder besser, Kurzformen von längeren Namen, die sich weitgehend selbstständig gemacht haben. Ben (aus Benjamin oder Benedict), Mia (aus Maria), Lena (aus Magdalena), Tim (aus Timotheus) oder Nele (aus Cornelia). Was ist besser?
Mehr Flexibilität eröffnet die Vollform, die ich tendenziell vorziehen würde. Es spricht nichts dagegen, ein Kind, das Jennifer heißt, daheim "Jenny" zu rufen. Auch später in Schule und Beruf kann informell die Kurzform verwendet werden, als Spitzname. Kann ich hingegen meinen eingetragenen Ben "Benjamin" rufen? Wohl kaum.
Ein zweiter Grund: im Vergleich zu ihren Kurzformen werden Namenträger von Vollformen tendenziell als leicht intelligenter, wohlhabender, zuverlässiger eingeschätzt.
2. Ausgefallen vs. Klassisch
Soll der Name hervorstechen oder soll das Kind unauffällig bleiben? Es ist eine Frage des persönlichen Geschmacks, was sie hier vorziehen. Doch ihre Präferenz für entweder klassisch oder auffällig teilen Sie wahrscheinlich mit vielen Menschen ihrer sozialen Gruppe, denn der Trend hier ist deutlich durch schichtenspezifische Vorlieben geprägt. Shayen, Celine oder Maddox sind nachgewiesen typisch für Eltern in Gesellschaftsgruppen, die kürzere Zeit formaler Bildung ausgesetzt waren, als die darüber liegenden sozialen Schichten. Dort treffen Sie seltener auf ausgefallene Vornamen, sondern eher auf klassische Namen.
Ob Sie das als eine Tendenz hin zu Konformismus dieser Schichten interpretieren möchten, überlasse ich Ihnen.
3. Zeitlos vs. Trendy
Manche Namen, die lassen sich ganz leicht einer Generation zuschreiben. Denken Sie an Adeltraud, Hans, Sven, Nicole, Leon und Leonie, Ben und Mia. Und es gibt Namen, da fällt genau das sehr schwer: Paul, Maria, Sonja, Sebastian - also Namen, die schon länger gängig sind, aber selten die Hitlisten anführten. Behalten Sie einfach im Hinterkopf, dass man allein am Namen Ihres Spoßes, wenn er einen Trendnamen trägt, sein ungefähres Alter ablesen werden kann.
4. Schlaue Namen
Es gibt offenbar ein Rezept für Vornamen, deren Trägern man Intelligenz unterstellt. Griechische oder lateinische Wurzeln, oder Namen, die griechisch oder lateinisch wirken – damit zeigen Sie nach außen: Mein Kind hat so einiges im Kopf. Ob das Kind sich tatsächlich zu einem Schlaumeier entwickeln wird, können Sie sicher nicht am Namen festmachen. Die akademische Leistung wird eher durch die Werte bestimmt, die das Elternhaus vermittelt.
Übrigens, eine hohe Korrelation zwischen der Intelligenz von Kindern und der Anzahl der Bücher im elterlichen Regal ist nachgewiesen. Jetzt können Sie mutmaßen, ob Eltern, die viel lesen, auch empfänglicher für griechische oder lateinische Namen sind.
5. Freche Namen
Jung und wild – so sind Kinder. Und manche Vornamen evozieren genau dieses Bild: Freddy, Tommy, Lucy, Ricky, Charly, Lily … - also kurze Namen, die auf auf -i oder -y enden. Konnotiert sind sie als jung, frech, lustig. Ja, das mag für Ihren Sproß passen. Aber wie wird sich Ihr Kind im Erwachsenenalter mit einem solchen Namen fühlen?
Nicht ganz zufällig sind diese Namen oft Koseformen von längeren Vornamen. Lesen Sie also ggf. nochmals über Punkt 1. Vielleicht ist die Vollform ja eine mögliche Alternative?
6. Migrantennamen
Jeder Name zeichnet beim Hörer ein Bild im Kopf. Das Bild zu Vornamen, die offensichtlich aus dem Nahen Osten oder aus Osteuropa stammen, ist leider stark von Vorurteilen geprägt. Recht undifferenziert unterstellten die Teilnehmer der Vornamenbefragung ihnen geringeren Wohlstand und geringere Zuverlässigkeit. Das ist schade. Ich wünschte mir, dass sich die Einstellung zu Namenträgern mit Migrationshintergrund in den kommenden Jahren verbessern wird, so dass auch diese Namen differenzierter wahrgenommen werden. Bis dahin liegt ein langer Weg vor uns.
Niemand soll seine Herkunft verleugnen. Wer seinem Kind nun Jusuf, Fatma oder Borislav nennen möchte, sollte sich - so traurig es auch ist - bewusst sein, dass diese Namen im aktuellen kulturellen Klima stigmatisieren. Vielleicht ziehen Sie deshalb in Betracht, einen weiteren Namen zu vergeben.
7. Mehrere Namen
Es gibt kein Gesetz, das die Anzahl der Vornamen direkt begrenzt. Bis zu fünf Vornamen lassen sich meist problemlos eintragen, bei fünfzehn hingegen stemmen sich die Gerichte in der Regeln dagegen.
Wenn
- Sie und Ihr Partner sich also nicht einigen können, oder
- Sie einen "unauffälligen" Namen zusätzlich zu einem vergeben möchten, der Ihre kulturelle Identität unterstreicht, oder
- Sie nicht sicher sind, ob Ihr Favorit vielleicht später einmal zu Hänseleien einladen wird...
… vergeben Sie weitere Vornamen. Welchen davon Sie als Rufnamen verwenden werden, müssen Sie nicht amtlich festlegen. Sie können sogar zwischen den eingetragenen Vornamen den Rufnamen wechseln. Mehr Flexibilität werden sie also durch mehrere Vornamen erreichen.
8. Sonderzeichen
Tipp acht habe ich bei Knud Bielefeld aufgeschnappt, stehe aber voll und ganz dahinter: Vermeiden Sie im Namen Sonderzeichen, die Sie auf einer deutschen PC-Tastatur nicht finden. Kopfschütteln aus Unverständnis bei Behördenbesuchen ist ansonsten vorprogrammiert.
9. Auf negative Assoziationen abklopfen
Ein Name, den Sie selbst als wertfrei empfinden, kann bei anderen Hörern völlig andere Assoziationen auslösen.
Überlegen, fragen oder googeln Sie, ob es bekannte Träger Ihres Wunschnamens gibt, die negativ auffallen. Ein Blick in die Onogramme gibt Ihnen hier zusätzlich Sicherheit. Nehmen Sie sich vielleicht diesen Moment Zeit.
10. Ausprobieren
Fragen Sie Familie, Freunde, Bekannte, was sie über Ihre Favoriten denken. Berücksichtigen Sie die Einwände – aber lassen Sie sich davon allein nicht leiten. Es ist Ihr Kind und Ihr Wunschname.
Der Lackmustest für einen Vornamen schlechthin ist aber, ihn in der Öffentlichkeit zu verwenden: Können Sie den Namen tatsächlich über den Spielplatz rufen, ohne unangenehm berührt zu sein? Probieren Sie es aus!
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